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Baiba Skride

Sie ist 23 Jahre jung, spielt virtuos Geige und steht einem Auftritt als Model aufgeschlossen gegenüber – tritt Baiba Skride in Vanessa-Maes Fußstapfen?

Die junge Lettin, seit 1995 in Deutschland, gilt als Geigerin mit großem Potential. Den Druck sieht man ihr aber nicht an. Sie wirkt entspannt, ob beim Auftritt im Fernsehen oder beim Interview. Ihre Augen strahlen. Trotz ihrer Jugend scheint sie genau zu wissen, was sie möchte und wo ihre Grenzen liegen. Die ihr nachgesagte Mischung aus „Diva“ und „Mädchen von nebenan“ sieht sie deshalb auch gelassen. „Natürlich liebe ich es, auf der Bühne zu stehen und dabei schöne Kleider zu tragen“, sagt sie. „Aber das hat auch mit der Zeit zu tun, in der die Musik geschrieben wurde. Ich versetze mich gern in die Zeit zurück, auch durch die Kleidung. Ohne das würde ich die Musik gar nicht richtig transportieren können. Ich bin eigentlich nur eine Mittlerin.“

Im Musikbusiness, wo sich vieles um Image und Oberflächlichkeiten dreht, wirken Skrides Natürlichkeit und Realitätssinn erfrischend anders. Damit könnte sie auch Pop verkaufen. Kein Interesse? „Das ist nicht meine Musik, damit verbinde ich nichts“, wehrt sie ab. Ein Seitenhieb gegen ihre berühmte Kollegin Vanessa-Mae? „Nein“, sagt Skride. „Sie macht, was sie für richtig hält – und ich spiele Klassik. Ich werde keine Skandale produzieren, nur um in der Öffentlichkeit zu stehen.“

Für sie ist die Musik zentral, nicht ihr Aussehen, das Marketing. Obwohl – wenn Gaultier anrufen würde, wäre sie bereit, auf dem Catwalk zu laufen. „Aber nur einmal“, lächelt sie, „ich hätte viel zu große Probleme mit den hohen Schuhen!“

Umso weniger macht ihr die Geige zu schaffen: Sie gewann den renommierten „Königin Elisabeth“-Wettbewerb in Brüssel 2001, der Startschuss ihrer internationalen Karriere. Zuletzt nahm sie zwei Alben mit Musik von Bach, Mozart und Schubert auf. Wenn sie trotz vieler Konzerte und Studioarbeit ein, zwei Tage ausruhen kann, liegt sie einfach auf der Couch, hört Jazz oder entspannt in einem abgelegenen Hotel im Süden. Trubel hat sie während der Reisen schließlich genug.

Matthias Windeck

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