The Beautiful South
Sieben Studioalben in elf Jahren brachten die Britpop-Urgesteine von The Beautiful South zustande. Auf ihrer neuen Platte „Painting it Red“ (Motor) gibt es, wie üblich, zuckersüße Melodien. Den schneidenden Sarkasmus von früher aber hat Sänger Paul Heaton abgelegt.
city.mag: Paul, siehst du neuerdings rot?
Paul Heaton: Nein. Im Englischen gibt es den Ausdruck „Painting the town red“. Er steht für Spaß haben. Die Farbe Rot an sich hat für mich keine besondere Bedeutung.
city.mag: Dafür scheint es dir das Mittelmeer angetan zu haben.
Heaton: Nicht unbedingt. Der Song „Mediterranean“ wurde nicht vom Meer inspiriert, sondern von meinem übermäßigen Alkoholkonsum. Früher war ich ein Säufer. Ich war oftmals so betrunken, dass ich Geburtstage oder sogar Weihnachten vergessen habe. Jetzt bin ich seit sieben Monaten trocken. Ich habe kapiert: Ich kann auch nüchtern Spaß am Leben haben.
city.mag: Das Lied „Hit Parade“ klingt allerdings gar nicht spaßig.
Heaton: Richtig. Ich habe es unserem Manager gewidmet. Wenn ich singe, steht er neben der Bühne. Obwohl dieser Mann noch härter als die Band arbeitet, bekommt er vom Publikum keine Aufmerksamkeit. Als kleine Entschädigung habe ich „Hit Parade“ für ihn geschrieben.
city.mag: „Till you can’t tuck it in“ ist dagegen autobiografisch.
Heaton: Ich beschreibe den Moment, in dem ich mein erstes graues Haar entdeckte. Dieses Ereignis hat bei mir keine Midlife-Krise ausgelöst. Da sich meine Partnerin an grauen Haaren nicht stört, blieb ich ganz gelassen. Schließlich bin ich kein Typ, der der ewigen Jugend hinterher jagt.
city.mag: Auch musikalische Trends scheinen dich nicht zu interessieren. Im Grunde hat sich euer Sound innerhalb der letzten zwölf Jahre nicht verändert.
Heaton: Warum auch? Unsere Basis ist solides Songwriting. Die Fans lieben unsere eingängigen Melodien. Textlich hat sich dagegen auf unserer neuen Platte einiges verändert. Ich bin weniger sarkastisch als früher. Viele Menschen begriffen den Witz hinter meinen Texten nicht. Dabei sind Sarkastiker die lustigsten Menschen, die es gibt.
city.mag: Wovon träumt ein Sarkastiker wie du?
Heaton: Wir würden gern in Amerika Erfolg haben. Leider kommen bei denen headbangende Dummköpfe besser an als Bands wie wir.
Interview: Dagmar Leischow