Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter: Volksbühne, Berlin
Ein Abschied: „Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter“ an der Berliner Volksbühne
Jetzt fängt sie also an: die letzte Saison Frank Castorfs als Volksbühnen-Chef. Ein Jahr lang wird jede Premiere ein Abschied sein, ein Heulen, was da all die Jahre passierte, mit Castorf, Pollesch, Fritsch. Und mit Christoph Marthaler, einem schrägen Volksbühnen-Geschöpf, das vor 23 Jahren am Rosa-Luxemburg-Platz auftauchte, gemeinsam mit der Bühnenbildnerin Anna Viebrock, der Dramaturgin Stefanie Carp und einer Reihe Schauspieler an der Volksbühne auftauchte und einen denkwürdigen, der rauen Castorf-Ästhetik diametral entgegenstehenden Abend namens „Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab!“ inszenierte.
Seither arrangiert Marthaler immer wieder große Abschiedstableaus, melancholisch, bitter, komisch und manchmal ein wenig langweilig – es ist also auf jeden Fall die richtige Entscheidung, die Abschlussspielzeit mit der jüngsten Arbeit des heute 64-Jährigen zu eröffnen.
Aber Vorsicht: Marthaler wird – wie die meisten der aktuellen Volksbühnenkünstler – in Zukunft nicht mehr am Haus arbeiten, Berlin dürfte der Regisseur freilich weiterhin erhalten bleiben. „Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter“ ist also ein Abschied, aber es wird kein Abschied für immer sein.