„Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“: Der Fassadenerrichter
Ein Biopic mit viel Assoziation: Donnerstag kommt „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“ des Regisseurs André Schäfer mit Sebastian Schneider in der Hauptrolle in die Kinos
Ein Biopic über den Schriftsteller nach dessen letztem Roman zu benennen, muss schon passen. Im Fall Thomas Mann und seinem Roman passt es genau: „Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann“ mit Sebastian Schneider in der Hauptrolle blickt tief ins private Leben des Schriftstellers.
Auch wenn es der Titel erwarten ließe: Thomas Mann („Der Zauberberg“, „Buddenbrooks“) tatsächlich als Hochstapler zu enttarnen, das gelingt dem Regisseur André Schäfer mit seiner essayistisch-kaleidoskopartigen Dokumentation nicht, und dies war sicherlich auch nicht seine Intention. Vielmehr durchleuchtet er anhand von Textauszügen, historischen Interviews und Filmaufnahmen und sowie an Originalschauplätzen inszenierten Spielszenen das komplexe Bild des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann. Der Selbstinszenierung des großbürgerlichen deutschen Jahrhundertschriftstellers gegenüber steht der Familienvater, der mit seinen homoerotischen Neigungen kämpft und gewohnt war, Fassaden zu errichten und sich zu verstellen. Ausgangspunkt für den Film ist Thomas Manns letzter veröffentlichter Roman um den Sektfabrikantensohn und Hochstapler Felix Krull, an dem er fast 50 Jahre gearbeitet hat. André Schäfer („Loriot 100“, „Herr von Bohlen privat“) verfolgt dabei keine stringente These, sondern montiert – zumeist schlüssig, bisweilen eher assoziativ, oft mit leichter Ironie – Hinweise auf die Bezüge von realen Personen und Romanfiguren.