Ben Stiller
Im Kino ist Ben Stiller immer ganz doll witzig. Privat ist Ben Stiller ziemlich ernst. Um es mit einem Kalauer zu sagen: Stiller Wasser sind tief …
Eigentlich sollte man sich auf Ben Stiller freuen. Er hat vor zehn Jahren mit seinem Regiedebüt „Reality Bites – Voll das Leben“ einem Generationengefühl das Aussehen von Winona Ryder verliehen. Er eignet sich vortrefflich als smarter Tollpatsch in humanistischen („Glauben ist alles“) und schamlosen („Verrückt nach Mary“) Komödien. Und im Grunde ist auch die Idee von „Dodgeball“ sympathisch: die eher abseitige Sportart Völkerball in den Mittelpunkt einer Hollywoodkomödie zu stellen. Nun kommt sie unter dem trefflichen, aber höchst dämlichen Titel „Voll auf die Nüsse“ in die Kinos. Stiller sagt: „Der Film überspitzt die Fitness-Studio-Kultur.“ Seine Filmfigur, der schauderhafte Workout-Guru White Goodman, wirbt mit dem Slogan: „Sexy ist besser.“ Über 100 Millionen Dollar hat „Dodgeball“ in den USA eingespielt, und dabei passiert nichts anderes, als dass sich eine gutherzige Schwächlingsmannschaft und sieben Anabolika-Junkies gegenseitig Hartplastikbälle in die Weichteile schmettern. Der finanzielle Erfolg rechtfertigt selbst ein Witzniveau, das irgendwo zwischen analer Phase und Vorpubertät in den Schwitzkasten genommen wird.
Aber zwischen „Voll das Leben“ und „Voll auf die Nüsse“ muss Stiller die Realität gebissen haben. Klar, der eigenen Produktionsfirma ist es egal, womit sie finanziert wird. Aber ist Stiller die Szene mit dem schlüpferlosen dicken Cheerleader nicht irgendwann gegenüber seiner Tochter Olivia peinlich? Stiller sagt: „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“ Na dann. Der 1,73 Meter große Stiller ist mit der Kollegin Christine Taylor verheiratet. Sie spielt auch in „Voll auf die Nüsse“ mit, und zu Hause machen Ben und Christine viele Faxen, um bella Olivia zum Lachen zu bringen. Sie nehmen das auf Video auf, erzählt Stiller, im schwarzen Anzug seriös auf einem Korbsessel sitzend. Da ist sie, diese komische Kluft zwischen dem tiefsinnigem Stiller und Tief-ins-Gagklo-gegriffen-Stiller. Denn auf einem riesigen Filmfoto hinter dem kleinen Komiker fliegt Ben Stiller im grotesken lila Power-Rangers-Panzer durch die Luft – seiner Grimasse nach sieht er sich in dem Moment selbst im Spiegel. Und während seine linke Hand nach dem Völkerball greift, scheint die Rechte ihren ausgestreckten Mittelfinger zum Himmel zu heben. Voll seltsam, irgendwie …
Ralf Krämer