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Ben Watt: Die Ruhe nach dem Sturm

Ben Watt im Interview über sein neues Album „Storm Damage“.
(Foto: Antonio Olmos)

Auf seinem vierten Soloalbum „Storm Damage“ versucht Ben Watt, sowohl mit dem Tod seiner Stiefgeschwister als auch mit der politischen Situation in Europa klarzukommen.

Ben, „Storm Damage“ befasst sich mit einer sehr dunklen Episode in deinem Leben. Wie kommt es, dass dieses Album trotzdem so ruhig klingt?

Ben Watt: Man kommt in solchen Zeiten zu einer Art Übereinkunft mit sich selbst, denn man muss ja einen Weg da durch finden. Wenn ich Texte über diese Gefühle schreibe, anstatt sie nur zu fühlen, bin ich ja auch in der Verpflichtung, sie nachvollziehbar werden zu lassen. Vielleicht liegt es daran.

Du wolltest also nicht nur deine Gefühle abbilden, sondern auch etwas kommunizieren?

Watt: Ja, natürlich. Ich schreibe ja keinen Tagebucheintrag. Ich versuche, eine Gemeinsamkeit herzustellen, sonst hat es keinen Zweck. Ich möchte, dass die Menschen sich in meiner Erfahrung wiederfinden können, deswegen teile ich sie.

Also gab es keinen Moment, in dem du versucht warst, deine Gefühle unmittelbar wiederzugeben?

Watt: Nein, so arbeite ich nicht. Wenn ich anfange, etwas zu schreiben, hat das zunächst gar keine erkennbare Form oder Bedeutung. Das ergibt sich erst, wenn ich den Song weiter ausarbeite und redigiere. Teilweise wird mir erst dann bewusst, worauf eine bestimmte Zeile hinaus will. Das ist ein langer Prozess.

Ist es denn schwer, die Entscheidung zu treffen, wann du aufhörst?

Watt: Natürlich. Niemand ist je wirklich mit etwas fertig, man lässt es höchstens zurück. Am Ende stellt sich mir sehr oft die Frage, ob ich etwas wirklich so meine, wie ich es geschrieben habe. Aber irgendwann muss man aufhören.

In deiner Antwort klingt für mich ein Motiv von „Storm Damage“ an: Veränderung zu akzeptieren. Irgendwann muss man aufhören, sich dagegen zu sträuben.

Watt: Ja, aber das ist ja auch ein großes Thema für uns alle, oder? (lacht) Wir alle kämpfen andauernd – mit uns selbst und mit dem Zustand der Welt. Wie ich schon eingangs meinte, geht es darum, einen Weg da durch zu finden, sodass man morgens trotzdem aufstehen kann: Entweder man findet einen Zustand der Akzeptanz, oder man stellt sich dagegen. Das ist ein Thema, das in meiner Musik oft auftaucht: die Dialektik zwischen diesen beiden Gefühlslagen.

Der letzte Song „Festival Song“ klingt sehr nach Akzeptanz und Loslassen. Welches Erlebnis hat zu diesem Stück geführt?

Watt: Ich bin 2016 auf dem Primavera Festival in Barcelona aufgetreten. Abends sind wir an den Strand gegangen, um Radiohead spielen zu sehen. Wir saßen ein bisschen höher als die Bühne, und ich habe mich an dieses Meer aus Handys erinnert, wie Glühwürmchen. Der Song beschäftigt sich mit Verbindung und damit, wie wir Rituale – trinken, die Nacht durchmachen – als Bewältigungsstrategie nutzen. Es geht darum, wie wir Stärke aus Beziehungen ziehen können.

Interview: Jonah Lara

Storm Damage erscheint am 31. Januar. Das neue Album von Ben Watt könnt ihr hier bei Amazon bestellen.

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