Zum Inhalt springen

Benjamina Mirnik-Voges: „Kultur entwickelt sich durch das Gemeinschaftserlebnis“

Bildschirmfoto 2020-05-29 um 11.53.56

Entertainment One-Geschäftsführerin Benjamina Mirnik-Voges macht auf das aufmerksam, was schmerzlich fehlt: Theater, Konzert, Kabarett. Und eben auch Kino.

Benjamina Mirnik-Voges ist Geschäftsführerin des Filmverleihers Entertainment One Germany in München.

 

„Kultur entwickelt sich nicht im Vakuum, sondern durch den Diskurs und das Gemeinschaftserlebnis. Die Einschränkungen, die wir seit Mitte März in unserem Alltag spüren, lenken unseren Blick nun wieder vermehrt auf das, was dann doch schmerzlich fehlt. Theater, Konzert, Kabarett. Und eben auch Kino.

Dieses Gemeinschaftserlebnis ist der Form nicht untergeordnet, sondern geht mit ihr Hand in Hand. Theater lebt von der Interaktion der Schauspieler mit dem Publikum, Konzerte von der irisierenden Stille, die eintritt, wenn der Dirigent den Taktstock hebt. Und auch ein Film wird lebendiger, wenn man ihn auf der großen Leinwand erleben kann, berührt mehr, erschüttert mehr, bleibt länger im Gedächtnis haften. Ich kann mich noch immer erinnern, mit welcher Freundin ich „Der englische Patient“ in welchem Kino gesehen und wie ich mich danach gefühlt habe (tief traurig und überwältigt zugleich, viele der Bilder festgebrannt im Kopf).

Einen Film im Kino zu sehen, gemeinsam mit Freunden, mit der süßen oder salzigen Versuchung Popcorn, ist einfach nicht dasselbe, wie ihn zuhause auf dem Bildschirm zu streamen.

Denn Kinomomente sind Erinnerungsmomente, sind Ereignisse. Manchmal kleinere, die man doch irgendwann wieder vergisst, manchmal überwältigend große, die einen für immer verändern. Relevante Filme sind Soul Food.

Die Entertainment One Germany ist stolz darauf, Filme mit Relevanz herauszubringen, die in der Mehrzahl hochaktuelle Themen berühren. Oft werden unsere Filmstarts von gesellschaftspolitischen Diskussionsrunden im Kino flankiert, bei denen wir Kooperationspartner mit ins Boot holen. Diese Veranstaltungen und Begegnungen, dieser Austausch ist das Salz in der Suppe des Kulturlebens.

Wir wollen, dass unsere Filme im Kino laufen, unsere Filme brauchen echte Zuschauer*innen. Denn wir setzen große Hoffnung in sie: Wir wünschen uns, dass sich die Kinogänger*innen über das Gesehene unterhalten, diskutieren, dass der Film etwas auslöst in ihnen, dass sie ihre Meinung zu den angesprochenen Themen tiefer hineintragen in die Gesellschaft. Eine Kulturveranstaltung ohne Gemeinschaftserlebnis, ohne den Austausch über das Gesehene oder Gehörte ist, wie ein Lagerfeuer auf dem Bildschirm anzusehen. Man hört und sieht das Feuer, doch es fehlt die Wärme, der Geruch, das Aufsteigen kleiner Funken in den dunklen Himmel, das Gemurmel und leise Lachen der anderen. Lagerfeuer gehören nach draußen, in eine laue Sommernacht. Kinofilme gehören ins Kino.

Wir müssen den Leuten in Erinnerung rufen, warum es sich lohnt, Kultur in Gemeinschaft zu erfahren. Wir wollen den Gang ins Kino zum Erlebnis machen, das im Gedächtnis bleibt. Wir wollen die Menschen wieder zusammenbringen. Mit einem Platz Abstand in jeder Sitzreihe, warum nicht? Dann sitzt auch der Vordermann leicht versetzt und das Popcornkauen findet nicht mehr direkt neben dem eigenen Ohr statt. Denn eines steht fest: Zusammen im Kino ist man einfach weniger allein.“

Beitrag teilen: