kulturnews Berlin

Das Beste aus zwei Wochen: Theater, Klassik, Kunst, Konzerte und Entertainment.
Konzert | Frannz-Club 11. 11., 20 Uhr
Matt Simons
„Ein Stück muss so universal sein, dass es zu allen Menschen singt“, sagt Matt Simons. Das ist ein ziemlich hoher Anspruch – und erklärt wohl, warum der Singer/Songwriter zwei Jahre lang an seiner dritten Platte gearbeitet hat. Die heißt „After the Landslide“ und beweist einmal mehr, dass Simons ein Händchen dafür hat, wichtige Themen mit poppiger Unbeschwertheit zu verbinden. Das weiß man in Europa immer noch mehr zu schätzen als in seiner Heimat, den USA – vor allem in Deutschland und den Niederlanden ist Simons seit seinem Hit „With you“ ein Star. Aber wer weiß – vielleicht zündet das neue Album auch jenseits des Atlantiks. Gut genug ist. es
Theater | Maxim Gorki Theater Premiere: 1. 11., 20 Uhr
Rewitching Europe

Wer gesellschaftliche und nationale Identitäten hinterfragt, meint es ernst. Aber geht das auch mit Humor? Die israelische Regisseurin Yael Ronen ist mehrfach für ihre Inszenierungen ausgezeichnet worden und bekannt für ihr Interesse an historischen Konflikten, die sie schwarzhumorig aufbereitet – so auch in „Rewitching Europe“: Mit ihrem Ensemble untersucht Ronen das Phänomen der mittelalterlichen Hexenverfolgung in Europa und macht deutlich, welchen Zusammenhang sie darin im modernen Patriarchat sieht. Was ist von dem Wissen und der heilenden Praxis der Frauen geblieben, die einst als Hexen verbrannt wurden – und liegt in heutigen rituellen Praktiken ein Potenzial, mit dem sich das Patriarchat überwinden lässt? Mit der feministischen Perspektive auf die Bildung nationaler und sozialer Zugehörigkeiten ist das Stück wichtiger Bestandteil des Theater- und Performancefestivals „De-Heimatize it!“. Mit dem Titel ist der Heimatbegriff offengelegt – eine Einladung also, diesen neu zu gestalten.

Kultur | Volksbühne 13. 11., 20 Uhr
Heinz Strunk
Wer das Satiremagazin Titanic nicht liest, kann Heinz Strunks Kolumnen jetzt nicht nur im Buch lesen – „Nach Notat zu Bett“ –, er kann Strunk auch auf der gleichnamigen Tour beim Lesen aus den Notaten lauschen. Der eloquente Hamburger dekliniert äußerst komisch die Genres der literarischen Kurzform durch.
Klassik | Pierre Boulez Saal 13. 11., 19.30 Uhr
Tarek Yamani
In der Klassik ist Kanonisierung noch prävalenter als in der Popmusik. Ein Symptom davon ist der Genre-Begriff: Jenseits von Wertung ist dem Genre noch eine andere Grenze eingeschrieben, denn was Klassik genannt wird, ist vor allem westliche Kunstmusik. Der libanesisch-amerikanische Komponist und Pianist Tarek Yamani wird daher gerne in der sogenannten Weltmusik verortet, dabei ist seine Musik vornehmlich der arabischen Klassik verpflichtet. Sein Programm spannt den Bogen von mesopotamischer Klassik hin zu modernem Jazz.
Kunst | Pergamonmuseum 7. 11.–26. 1. 2020
Capturing the Past. Iranische Vergangenheit in zeitgenössischer Fotografie
Wer alte Fotografien hervorkramt, mag in Erinnerung an vergangene Zeiten schwelgen. Doch was nehmen wir von dem Vergangenen mit ins Hier und Jetzt? Und wie sehr prägt die Geschichte die eigene Identität? Vier iranische Fotokünstlerinnen haben sich mit dieser Frage auseinandergesetzt und ihre kulturgeschichtliche Vergangenheit durch Perspektiven der Gegenwart reflektiert. Im Pergamonmuseum treten ihre künstlerischen Arbeiten in ein Spannungsfeld zwischen historischen Bezügen und zeitgenössischen Elementen. Shadi Ghadirian greift historische Studioporträts aus der Kadscharenzeit auf und versetzt sie in eine Szenerie der heutigen Zeit. Dabei fügt sie gezielt Objekte in die Porträts ein, die das gefestigte Bild der Vergangenheit irritieren. Arman Stepanian und Najaf Shokri bearbeiten Porträt- und Passfotos aus der Pahlavizeit: Wie Ghadirian platzieren sie die historischen Motive in zeitgenössische Szenen. Somit verweisen Stepanian und Shokri auf die prägenden Vorfahren heutiger Identitäten. Taraneh Hemami reflektiert mit ihren Spiegelassemblagen die Sehnsucht nach der Heimat iranischer Migranten, die heute in den USA leben. Die gestalterischen Eingriffe in das Fotomaterial vergangener Zeiten macht deutlich: Wer nationale, soziale und kulturelle Identitäten der Gegenwart verstehen will, muss sich den Entwicklungen der Vergangenheit stellen.