Neustart der Berlinale: Alles zu Tickets, Programm und Prominenz
Berlinale trotz Corona: Am 10. Februar gehen die Internationalen Filmfestspiele Berlin endlich wieder los. Das Programm steht, der Ticketverkauf läuft an – doch wagen sich die Promis wieder auf den roten Teppich?
Am 10. Februar 2022 beginnt die 72. Berlinale. Dass die prestigeträchtige Veranstaltung nach einem Jahr Zwangspause und der Verdrängung ins Digitale in 2021 endlich wieder vor Ort in der Hauptstadt stattfindet, findet zwar nicht jeder gut – trotzdem haben sich Politik und Organisatoren für die Präsenzveranstaltung eingesetzt, und so findet sie statt.
Insbesondere Kulturstaatsministerin Claudia Roth von Bündnis 90/Die Grünen hatte sich nachdrücklich für die Durchführung des Events starkgemacht: „Wir wollen die Berlinale möglich machen, und nach dem Stand der Überlegungen heute können wir das erreichen. Wir brauchen das Kino, wir brauchen die Kultur.“
Die Veranstalter:innen und Besucher:innen freut’s. Mit der Berlinale 2022 würden sie den Filmschaffenden und dem Publikum wieder die Möglichkeit bieten, sich persönlich zu treffen und auszutauschen, in die Welt des Kinos einzutauchen, über die Filme zu sprechen und sich inspirieren und motivieren zu lassen.
Extrawurst für die Berlinale?
Die Veranstalter:innen widersprechen zugleich dem Vorwurf, ein Event mit Publikum könnte aufgrund der Inkaufnahme einer Durchseuchung des eigenen Publikums fahrlässig sein. Sie kontern, dass nach den jüngsten Beschlüssen des Bundes und des Berliner Senats die bereits entwickelten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen nochmals überprüft wurden, sodass das Festival 2022 als 2G-Plus-Veranstaltung in Präsenz organisiert werden könne.
„Ein Festival wie die Berlinale kann nur unter bestimmten Bedingungen existieren. Es geht nicht darum, einen Modus Operandi (in Präsenz) gegen einen anderen (online) durchzusetzen, sondern darum, als Beschützer eines Raums in Erscheinung zu treten, der zu verschwinden droht“, hieß es weiter.
Und das Publikum? Sitz in den Kinosälen mit ordentlich Abstand und scheint bisher noch geteilter Meinung – wobei die Begeisterung leicht zu überwiegen scheint. Während einige sowieso immer schon genervt vom Trubel um die Berlinale Filmfestspiele waren, sind die Berlinale-Follower auf Instagram überwiegend begeistert und kommentieren zumeist voller Vorfreude, mit Herzchen und was die Emoji-Tastatur sonst noch so hergibt. Auf Twitter und Facebook ist die Onlinecommunity skeptischer.
Please remember that the Berlinale 2022 will take place as a 2G-plus-mask-plus-test event!
We encourage you to read our hygiene policy carefully before planning your festival visit. Find it here: https://t.co/uZrIecSPGw #Berlinale #Berlinale2022 pic.twitter.com/fioiZFVbJF
— Berlinale (@berlinale) February 1, 2022
Mehr Publikumstage als sonst sollen Besucher:innen locken
Das Programm und ein umfassendes Hygienekonzept stehen fest. Alle Berlinale-Schwerpunkte sollen wie geplant stattfinden, die Kinos aber nur zu 50 Prozent ausgelastet werden. Zudem ist auch bekannt gegeben worden, dass das Festival von zehn auf sechs Tage verkürzt wird. Stattdessen wird es nicht wie üblich einen, sondern gleich vier Publikumstage geben.
Eine reduzierte Gästeschar soll dem möglichen Andrang gerecht werden, auf Partys und Empfänge wird verzichtet.
Der Vorverkauf startet am 7. Februar im Onlineticketshop. Eintrittskarten für die Vorführungen sind ausschließlich im Internet und jeweils drei Tage im Voraus ab 10 Uhr erhältlich. Ist ein Film nicht ausverkauft, können bis zum Beginn der Vorstellung auch kurzfristig noch online Tickets für die Vorführung gebucht werden. Wie groß der Ansturm tatsächlich werden wird, werden die kommenden Tage zeigen.
Welche Filme gehen auf der Berlinale 2022 ins Rennen?
Trotz der reduzierten Ausgabe ist der Wettbewerb mit 18 Filmen recht voll. Eröffnet werden die Filmfestspiele im Berlinale Palast mit dem Film „Peter von Kant“ vom französischen Regisseur François Ozon, der von Rainer Werner Fassbinders Klassiker „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ von 1972 inspiriert ist. Das französische Kino ist sowieso stark vertreten: So spielen Juliette Binoche und Vincent Lindon die Hauptrollen in Claire Denis‚ „Both Sides of the Blade“ und Charlotte Gainsbourg ist in Mikhaël Hers doe „The Passengers of the Night“ zu sehen.
Das Programm überzeugt aber auch an anderer Stelle und spart vor allem nicht an Liebesfilmen: Gezeigt werden unter anderem neue Filme von Andreas Dresen, Denis Coté, Hang Sangsoo, Ulrich Seidl, Dario Argento und Nicolette Krebitz.
Mit der Reihe Berlinale Encounters hat Carlo Chatrian dem Festival vor zwei Jahren eine neue Struktur gegeben. Es werden ästhetisch und strukturell wagemutigen Arbeiten gezeigt – doch auch in diesem Jahr schwebt die Frage, ob sich ein zweiter Wettbewerb tatsächlich lohnt, über der Inszenierung.
Davon abgesehen werden in den Filmen viele beliebte Stars zu sehen sein, darunter Juliette Binoche, Sigourney Weaver, Emma Thompson, Sophie Rois, Isabelle Adjani, Nick Cave, Charlotte Gainbsbourg, Emmanuelle Béart, Udo Kier und Alexander Scheer.
Promis, die aus dem Ausland anreisen würden, und die wenigen zu erwartenden Hollywoodstars werden sich allerdings eher nicht in Berlin sehen lassen. Der Grund: Einigen droht bei der Rückkehr ins Heimatland eine Quarantäne. Dieses Risiko wollen viele Künstlerinnen nicht eingehen.
Goldener Ehrenbär der Berlinale
An wen der Goldene Ehrenbär der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele Berlin geht, steht schon fest: Isabelle Huppert erhält die Auszeichnung. Der französischen Ausnahmeschauspielerin ist auch die Hommage 2022 gewidmet. Huppert ist für ihre Bühnenauftritte sowie eine große Zahl an unterschiedlichsten Charakterrollen im Film bekannt und war selbst auch schon häufig auf der Berlinale präsent.
„Die Vergabe unseres prestigeträchtigsten Preises an Isabelle Huppert ist ein Bekenntnis zum Kino als unabhängige und bedingungslose Kunstform. Wir verstehen Schauspieler:innen oft als bloße Werkzeuge in den Händen der Filmemacher:innen; bei Schauspieler:innen wie Isabelle Huppert verwandelt sich diese Beziehung in einen Austausch“, erklärte die Jury ihre Entscheidung.