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Bettina Steinbrügge: „Eine Neubewertung der Kunstwelt ist notwendig!“

Bettina Steinbrügge Kunstverein in Hamburg
Bettina Steinbrügge ((c) Natascha Unkart)

Direktorin Bettina Steinbrügge sieht in der Krise die Chance, die Kunst- und Kulturlandschaft nachhaltiger zu gestalten – mit mehr Solidarität.

Bettina Steinbrügge ist Direktorin des Kunstverein in Hamburg.

„Die Kultur wird, wie die komplette Gesellschaft, wahrscheinlich nach Corona nicht mehr wie vor Corona sein. In der zeitgenössischen Kunst stehen Künstler*innen, Galerist*innen und Institutionen vor massiven und existenzgefährdenden Einbußen. Dem begegnet man zuerst mit Solidarität, mit Zusammenhalt, in dem jede*r Player sich überlegt, wie er*sie aktuell helfen kann, indem teilweise auch Gelder umverteilt werden. Auf lange Sicht müssen wir uns allerdings genau ansehen, wie auch das Kunstfeld zukunftsweisende Änderungen vornehmen kann, ohne gleich wieder in Nationalismen zu verfallen und die positiven Errungenschaften der Globalisierung und der Öffnung zu vergessen.

Trotz der negativen Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der Welt ist eine Neubewertung der Kunstwelt notwendig. Die meisten Künstler*innen vor Covid-19 haben sich nicht verkauft, nur wenige Künstler*innen können heute tatsächlich von ihrer Kunst leben. Zudem wurden Programme so eventmäßig aufgeblasen, dass die eigentliche institutionelle Arbeit etwas ins Hintertreffen gerückt ist. Vielleicht können wir ja Covid-19  zum Anlass nehmen, die Kunst- und Kulturlandschaft nachhaltiger zu gestalten und die jahrelange Besessenheit nach Zahlen, Wachstum,  Anhäufung  und  Profit  durch etwas anderes zu ersetzen. Wie wichtig Solidarität in der Gesellschaft wie auch Kultur für unsere Gesellschaft sind, lernen wir gerade neu. Vielleicht lernen wir ja auch, besser mit ihr umzugehen.“

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