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Bilal

Der 21-jährige Sänger aus Philadelphia hat bereits mit Größen wie Erykah Badu und Guru gearbeitet. Besondere Merkmale: Prince-ähnliches Falsett und große Fähigkeiten als Songwriter und Produzent. Im Interview erweist sich Bilal als schüchterner Intellektueller, der sich um die Zukunft der Musik sorgt.

kulturnews: Bilal, warum wolltest du eigentlich kein R’n’B-Sänger werden?

Bilal: Ich wollte Jazz machen, den habe ich ja auch studiert. In Philadelphia gibt’s nur eine Handvoll Jazzclubs, in New York dagegen eine sehr große Szene, also bin ich nach Brooklyn gezogen. Dort habe ich das Gefühl, kreativ zu sein. Es gibt Maler, Musiker, Dichter. Ein sehr inspirierender Ort.

kulturnews: Was hattest du gegen R’n’B?

Bilal:. Nichts. Während meines Studiums habe ich auch R’n’B gehört, aber nie gedacht, dass das ein musikalisch kreatives Medium für mich werden könnte. So viele R’n’B-Sachen hören sich ähnlich an, und es gibt genügend Plattenfirmen, die dir keinen Vertrag geben, wenn du den gängigen Glamour-Style nicht mitmachen willst – sehr frustrierend. Ich hatte das Gefühl, dass ich nur in anderen Musikstilen künstlerisch völlig frei sein kann.

kulturnews: Du hast bereits mit großen Namen gearbeitet: The Roots, Erykah Badu, Guru … Ungewöhnlich für jemanden, der noch ganz am Anfang ist.

Bilal: Ja, ich hatte Glück. Mit so großen Künstlern zusammen zu arbeiten, ist wie ein Gütesiegel.

kulturnews: Du h bist Sänger, Songwriter, Produzent, was planst du denn noch alles?

Bilal: Für mich ist jede Musik gleich gut. Duke Ellington hat mal gesagt, es gebe keine Genres, es gebe bloß gute und schlechte Musik. Zu meinen Plänen: Erst mal mehr Alben, aber irgendwann möchte ich eine Kunstschule gründen. Ich glaube, Musik stirbt.

kulturnews: Wie bitte?

Bilal: … und zwar, weil sie nicht mehr in den Schulen ist. Die meisten Kinder lernen Musik nur noch durchs Radio oder Fernsehen kennen, auf vielen High Schools steht Musik überhaupt nicht mehr auf dem Lehrplan! Das Wissen um Musik stirbt, die wenigsten Teenies kennen die Geschichte von Blues, Jazz, Spirituals oder der Klassik. Leute wie D’Angelo oder ich fallen vielleicht deshalb so stark auf, weil wir Musiker sind. In Zeiten des Drumcomputers und des Sampling gibt es in der schwarzen Musik nur noch wenige junge Musiker in Bands – eine sterbende Kunst.

Interview: Ulrike Krahnert

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