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Bob Dylans neuer Song „I contain Multitudes“: ein Resümee?

Bob Dylan hat nach „Murder most foul“ bereits seinen zweiten neuen Song in acht Jahren veröffentlicht. Zumindest textlich sind beide Stücke ein später Höhepunkt seiner Songwriter-Kunst.

Nur Wochen nachdem Bob Dylan seine erste neue Musik seit acht Jahren, das 17-minütige Epos „Murder most foul“, veröffentlicht hat, gibt es schon wieder einen neuen Song zu hören: Der Track trägt den Titel „I contain Multitudes“. Ihr könnt ihn oben auf unserer Seite hören.

#IContainMultitudes: Bob Dylan über die Referenzen in seinem neuen Song

Den Song hat Dylan selbst heute Nacht mit einem Tweet angeteasert, der lediglich den Hashtag #IContainMultitudes enthielt. Die offizielle Veröffentlichung des Tracks folgte mit einem weiteren Tweet, der die diversen Referenzen des Tracks zusammenstellt.

Aber Dylan wäre nicht Dylan, wenn er nicht die wichtigste Information außen vor ließe: Der Titel des Tracks ist ein direktes Zitat aus Walt Whitmans Gedicht „Song of Myself“ aus „Leaves of Grass“. Der amerikanische Dichter und Literat sagt darin: „Do I contradict myself?/Very well then I contradict myself/(I am large, I contain multitudes.)“

Und so sind auch die einzelnen Strophen von Bob Dylans neuem Song, der Whitman zitiert, Skizzen über Widersprüche: Beginnt der Song mit einer Bitte um Nähe und Angst vor der Vergänglichkeit („Today, tomorrow, and yesterday, too/The flowers are dyin‘ like all things do/Follow me close, I’m going to Balian Bali/I’ll lose my mind if you don’t come with me“), endet er trotzig mit Galgenhumor und widerspenstiger Eigenbrötlerei („You greedy old wolf, I’ll show you my heart/But not all of it, only the hateful part/I’ll sell you down the river, I’ll put a price on your head/What more can I tell you? I sleep with life and death in the same bed“).

Neues Album in Aussicht?

Im Zuge der Veröffentlichung von „I contain Multitudes“ hat Dylan das Banner seines Twitter-Accounts geändert: Nun ist dort in schnörkeliger Schrift das titelgebende Walt-Whitman-Zitat zu lesen, auf schwarzem Hintergrund. Auch seine Twitter-Bio enthält nur noch den Songtitel und einen Streaming-Link. Zusammen mit dem referenziellen Blick nach innen, den Todesahnungen und dem Widersetzen im Angesicht der Endlichkeit scheint die Idee eines neuen Albums mit originellen Songs nicht weit entfernt. Und auch, wenn der Sound vom späten Dylan keine Überraschung ist – etwas ruhiger Folk, dezente Streicher, borstiger, springend phrasierter Gesang, der sich nicht anbiedert – zeigen „Murder most foul“ und „I contain Multitudes“ Dylan auf einem späten Höhepunkt seiner Songwriter-Kunst. jl

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