Boo Yaa T.R.I.B.E. im Interview
Ihre Wurzeln liegen auf der Pazifik-Insel Samoa, gestählt wurden die sechs schwergewichtigen Brüder von Boo Yaa T.R.I.B.E. im Gang-Milieu von Los Angeles und gezähmt im höflichen Japan. Auf ihrem aktuellen Album “Angry Samoans“ (IRS) verpacken sie das, was sie täglich erleben, in einen harten Crossover aus HipHop und Metal. Wir trafen T.R.I.B.E. -Mitglied Kobra, 150 Kilo wiegender Rap-Brocken, in Hamburg.
K!N: Was heißt eigentlich Boo Yaa T.R.I.B.E.?
Kobra: Das ist der Sound einer abgefeuerten Shotgun. BOOYAA BOOYAA!!! Und T.R.I.B.E. heißt „True Rough International BOO YAA HipHop“. Steht aber auch für Familie, Stamm.
K!N: Wie wesentlich ist denn die Familie?
Kobra: Die Familie ist alles. Eltern, Brüder, Cousins, aber auch die Gang. Das Gangsta-Leben ist verrückt, Zusammenhalt ist das Wichtigste.
K!N: Eure Welt ist uns wirklich fremd.
Kobra: Seid froh, denn die würdet Ihr auch nicht wollen, weil wir schon eine Menge Schmerz erfahren haben. Wir haben in den Street-Fights Familienangehörige verloren. Einer unserer Brüder wurde vor einigen Jahren von einer 45er regelrecht zersiebt.
K!N: Hast du manchmal selber Angst?
Kobra: Natürlich. Aber deswegen kann ich die Straße nicht meiden. Es beschäftigt mich zwar, aber man muß die Umstände akzeptieren.
K!N: Seid ihr deshalb “Angry Samoans“?
Kobra: Ja, sauer auf die Regierung, die Gesellschaft, die Zustände, die Gewalt.
K!N: Woher kommt diese ungeheure Gewaltbereitschaft?
Kobra: Neben territorialen Machtkämpfen gibt es auch Neid, Mißgunst, Ungerechtigkeit. Jeder, auch ich, muß die Gesetze der Straße lernen und sich den Respekt, die Street-Credibility, über Jahre verdienen. Dann kann ich erfolgreich werden. Es gibt etwa 4 000 Rapper in L. A., darunter viel zuviele Emporkömmlinge.
K!N: Und der Konflikt der Rapper zwischen L. A. und New York?
Kobra: Bullshit! Reine Medienmache, billige Promotion für die Plattenfirmen. Krieg gibt es nur innerhalb von L. A.
K!N: Wie kamt Ihr auf die Idee, HipHop mit Metal zu mixen?
Kobra: Mit der Underground-Variante bleibt man länger im Geschäft und kann besser touren, vor allem in Europa. Rapper kommen und gehen, aber wir sind immer noch dabei. Nur mit Rap hat man auf Dauer keine Chance.
K!N: Sport und Musik sind zwei Wege aus dem Ghetto.
Kobra: Unser Vater ist Priester, für die Kinder gab es nur Kirchenmusik. Hinter verschlossenen Türen haben wir dann heimlich unsere Musik gemacht. Heute akzeptiert er es und hofft, daß wir eines Tages den “rechten Weg“ finden. Er selbst war nämlich früher bei den Hells Angels.
K!N: Seid ihr eigentlich alle so korpulent wie du?
Kobra: Wieso korpulent? Ich bin noch der Schmalste. Hast du eben meinen Bruder nicht gesehen?
Interview: Tine Wollmann, Malte Siegert