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Bov Bjerg: Auerhaus

„,Auerhaus?’ ,Wie Auerhahn. Weil bei uns immer der Song läuft, von Madness.’ ,Blöder Witz.’ ,Ist nicht von uns. Die Leute im Dorf nennen uns so. Die können kein Englisch’”. Frieder hat versucht sich umzubringen. Und jetzt möchte er mit seinem Klassenkameraden Höppner, dessen Freundin Vera und der dauergelangweilten Cäcilia in ein leerstehendes Bauernhaus ziehen. Das trifft sich gut, denn Höppner hält es zu Hause sowieso nicht mehr aus. Für die angehenden Abiturienten wird das Auerhaus zur Selbsthilfegruppe und Villa Kunterbunt. Nur die Goldstücke fehlen, und deshalb klauen sie sich durch die Supermärkte. Frei von der Leber weg lässt Bov Bjerg seinen Erzähler Höppner in kurzen Sätzen seine unbedarfte Sicht der Dinge schildern. Wobei er gerne mal abschweift: Höppners Exkurse über den Militärdienst und Strategien beim Deutsch-Abi sind dabei nicht nur scharfsinnig, sondern vor allem unterhaltsam. Ganz klar: Bjergs Stärke ist es, Dinge in ihrem Kern zu erfassen und ohne peinlichen Jugendslang authentisch wiederzugeben. Stellenweise sind ihm vielleicht die gerade mal Volljährigen etwas zu erwachsen geraten, wenn sie abgeklärt über komplexe Themen wie Selbstmord sprechen. Aber das mag auch am vielen Rotwein liegen. Und wenn Höppner die zweite Vorladung zu seiner Musterung einfach ignoriert und hofft selbige durch einem Umzug nach Berlin umgehen zu können, dann outet er sich letztlich doch noch als naiver 18-Jähriger.

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