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Männlichkeit in Sprache und Tanz

In der ZDF-Serie „Boys“ sprechen 30 völlig unerschiedliche Männer über Männlichkeit in unserer Gesellschaft. Zu sehen in der Mediathek.

„Boys“: Zwei Frauen fragen in der ZDF-Serie insgesamt 30 Männer zu den Begriffen Männlichkeit, Sex, Vater, Liebe, Feminismus und Körper sowie in einer Bonusfolge zum Fußball – offensichtlich absichtlich und pünktlich zum Start der Fußball-EM. So sind dann auch die sieben Folgen der Serie benannt. Neben 28 unbekannten Männern nahmen auch zwei Männer teil, die man aus völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten kennt: Kevin Kühnert war bis Januar dieses Jahres Bundesvorsitzender der Jusos und ist aktuell stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD. Der andere Bekannte ist der Emo-Rapper Kelvyn Colt. Die Dokuserie „Boys“ kann ab sofort in der ZDF-Mediathek geschaut werden, linear wird sie erst im Juli ausgestrahlt.

Schon die erste Sendung, die sich dem Begriff der Männlichkeit widmet, zeigt auf, wie unterschiedlich die Positionen der 30 Männer sind, die sich in „Boys“ äußern. Von der absolut positiven Aneignung des Begriffs als passend für die eigene Person über eine reine historische Einordnung des Terminus bis hin zur radikalen Ablehnung reichen schon die ersten Statements. Von zögernden, nachdenklichen Ansätzen bei der Antwort bis hin zu ganz schnellen, forschen Äußerungen reicht zudem die Art, wie sich die Männer geben. Aber es werden nicht nur Fragen gestellt, die es zu beantworten gilt. Zwischendurch spielt Musik aus dem Off, und die Männer beginnen zu tanzen, sich also körperlich auszudrücken. Da mit dem Tanzen keine Fragen verbunden sind, bleibt es Vermutung, ob die Aufforderung dahin ging, die jeweilige gefühlte Männlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Vielleicht nicht am interessantesten, aber richtungsweisend für Entwicklung ist in der ersten Folge, wie Rapper Kelvyn Colt erzählt, dass gemeinsamen Auftritten in der Öffentlichkeit nie seine Managerin als solche erkannt wird, sondern immer sein Vater, der in Wirklichkeit aber der Security-Chef ist, für den Manager gehalten wird. Mit Kelvyn Colt gehen die Gespräche weg von der eigenen Befindlichkeit hin zur Interaktion mit und in der Gesellschaft. Und die ist, wie sich zeigt, nach wie vor geprägt von Diskriminierung, Beleidigung und Bedrohung. Dagegen nimmt die Schilderung eines cis-Mannes, der nicht ständig mit der Tatsache konfrontiert werden möchte, dass andere Männer nicht so sind wie er, nicht mal mehr nur harmlose, sondern absolut belanglose Züge an.

Zu trocken das Thema bis jetzt? Dann hilft vielleicht der Hinweis, dass sich Folge zwei der Serie „Boys“ um das Thema Sex dreht. Die Autorinnen und Regisseurinnen Felicitas Sonvilla und Nina Wesemann haben die Reihe konzipiert und gedreht. Ihr Dokumentarfilm „Mein Bruder kann tanzen“  hat auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis 2018 im Dokumentarfilm-Wettbewerb Premiere gefeiert. jw

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