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Brady Corbet: „Kino ist für mich Zelluloid!“

Brady Corbet bekam bei der Biennale von Venedig für „Der Brutalist“ den Silbernen Löwen für die Beste Regie. Der Film kommt jetzt bei uns in die Kinos.
Brady Corbet bekam bei der Biennale von Venedig für „Der Brutalist“ den Silbernen Löwen für die Beste Regie. Der Film kommt jetzt bei uns in die Kinos. (© A. Avezz / La Biennale di Venezia / Foto ASAC)

Im Kino startet sein epochaler Film „Der Brutalist“. kulturnews sprach mit dem Regisseur Brady Corbet über die großen Meister und Zelluloid als unbedingter Werkstoff.

Regisseur Brady Corbet hat mit „Der Brutalist“ einen gewaltigen, schon preisgekrönten Film über Architektur, Immigration und den Preis der Macht gedreht. kulturnews hat den früheren Schauspieler gefragt, was dafür nötig war.

Mister Corbet, es gibt immer weniger Filmemacher, die konsequent ihre eigene Vision umsetzen wie früher Francis Ford Coppola, Stanley Kubrick oder Michael Haneke. Wie fühlt es sich an, in die Fußstapfen dieser Meister zu treten?
Brady Corbet: Ich bin Francis, Michael und Stanley mehr als dankbar für ihre Filme – und nach „Der Brutalist“ kann ich auch nachvollziehen, wie schwer es gewesen sein muss, solche kompromisslosen Filme auf die Leinwand zu bringen.

Sie haben den Film auf dem klassischen Kinomaterial Zelluloid gedreht statt wie heute üblich digital. Warum?
Corbet: Kino ist für mich Zelluloid, es ist die Grundlage des Mediums. Es gibt viele Kompromisse, die ich bereit bin einzugehen, aber das Material, auf dem ich meine Filme drehe, gehört nicht dazu.

In Bezug auf „Der Brutalist“ haben Sie kritisch in Richtung der Filmindustrie gesagt, dass man, wenn man etwas Gewagtes, Kühnes oder Neues macht, dafür kritisiert wird. Das klingt wie ein Grund dafür, aufzuhören – und gleichzeitig dafür, weiter Gewagtes, Kühnes und Neues zu machen.
Corbet: Ja, oft schon war mir danach, einfach aufzuhören, aber ich bin besessen. Der Trieb weiterzumachen, zu nahezu jedem Preis, ist schon zwanghaft.

Bei den Filmfestspielen von Venedig im September wurden Sie mit dem Silbernen Löwen für die Beste Regie geehrt, als jüngster Regisseur, der diesen Preis jemals erhielt. Was bedeutet Ihnen eine solche Auszeichnung?
Corbet: Wissen Sie, das berührt mich sehr. Im Wettbewerb eines Filmfestivals unterscheidet sich jeder Film so sehr vom nächsten, dass man sie nicht miteinander vergleichen kann. Ich saß selber schon in vielen Festivaljurys, und ich betrachte eine Preisvergabe nicht als eine Art Ranking, denn intern gehen die Meinungen in den Jurys oft sehr weit auseinander – aber es ist ein Weg, bestimmten, vor allem schwierigen Filmen eine Plattform zu bieten. Diese Preise hauchen oft Filmen ein Leben ein, die diese Aufmerksamkeit sonst nicht bekommen hätten. Dafür bin ich der Jury sehr dankbar.

Am Schluss von „Der Brutalist“ fallen die Worte „Es geht nicht um die Reise. Es geht um das Ziel“. Das klingt wie das Motto für ihre Arbeit.
Corbet: Ja, das haben wir ans Ende des Drehbuch gesetzt, als Erinnerung daran weiterzumachen, egal, wie oft das Projekt auseinanderfallen würde. Es sind Worte der Ermutigung, auf die wir uns in den Jahren, die dann folgten, oft gestützt haben.

Interview: Volker Sievert

 

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