Bruce Cockburn
Der kanadische Folkrocker kommt rum: Stets im Dienst für wohltätige Zwecke unterwegs, kann Bruce Cockburn aus seinen globalen Begenungen schöpfen – den fantastischen Chor etwa, der auf seinem neuen Album „Breakfast in New Orleans Dinner in Timbuktu“ (Zomba) zu hören ist, hat er in Mali aufgetan …
CITY.mag: Mr. Cockburn, bei der Vielzahl an Mißständen auf dere Welt, ist es nicht schwierig auszuwählen, für welchen guten Zweck man sich engagiert?
Bruce Cockburn: Die Auswahl hängt immer an praktischen Erwägungen. Ich gehe danach, ob es ein Thema ist, mit dem ich mich verbunden fühle, ob ich da wirklich etwas bewirken kann und auch, ob die Leute, die mich fragen, auch wirklich wissen, was sie vorhaben. Wenn jenamd, der in der Öffentlichkeit steht, Interesse an wohltätigen Zwecken zeigt, reißen die Bitten nicht ab – es gibt einfach so viel Not.
CITY.mag: Ist es schwierig, in Nordamerika Leute zu interessieren?
Cockburn: Viele Leute in Kanada haben gewisse geographische Grundkenntnisse und viele wissen auch in groben Zügen, was so in Europa geschieht. Amerikaner sind da im allgemeinen ignoranter, erst recht, wenn es um Asien oder Afrika geht. Der Durchschnittsamerikaner weiß nichts von den Dingen außerhalb der USA. Denn sie beherrschen eh alles und müssen sich also auch nicht groß darum kümmern.
CITY.mag: Das spiegelt sich doch unmittelbar in den amerikanischen Charts wieder, wo es praktisch keine nichtmaerikanische Musik gibt …
Cockburn: Richtig, auch wenn man wegen Ricky Martin wohl mehr Spanisch im Radio hören wird, jetzt, da es erfolgreich ist, werden sie es erlauben. Andererseits: ich war gerade in Kambodscha, und der Durchschnittskambodschaner weiß nicht, wo Kanada liegt, er weiß nicht einmal, was das überhaupt ist; kein Wunder nach den dreißig Jahren Terror, als alle Intellektuellen abgeschlachtet wurden und die Kultur praktisch ausradiert wurde. Das mag sich ändern, jetzt, wo das Land sich wieder öffnet, aber diese Leute haben keinerlei Möglichkeit, auf das einzuwirken, was mit ihnen geschieht, sie haben nichts zu entscheiden. Und die erste Wahl, die die Leute dann haben, ist zwischen Coca-Cola und Pepsi.
Interview: Rolf von der Reith