Can
Sie haben die Rockwelt von unten revolutioniert und Krautrock zur Kunst erhoben. Jetzt feiert die Kölner Band ihr 30jähriges Jubiläum. Ein Anlaß, auf Tour zu gehen. Doch nicht Can, sondern vier Musiker klettern auf die Bühne – nacheinander. Ein Gespräch mit Holger Czukay, Jaki Liebezeit und Irmin Schmidt.
K!N: Wieso lief euer Erfolg in Deutschland langsamer an als im Ausland?
Jaki Liebezeit: Die Leute hier meinten, wir können nicht richtig spielen, weil wir nicht wie die Stones oder die Beatles klangen. Dabei waren wir nie eine Rockband und wollten nie eine sein.
Holger Czukay: Man hat uns auch vorgeworfen, wir seien zu monoton. Aber gerade die Monotonie war eine wichtige Basis. Dadurch bekommt Musik eine hypnotische Wirkung, die den Geist freimacht.
K!N: Warum bezieht sich die heutige Elektroszene auf euch?
Czukay: Wir waren die ersten, die Müllqualität abgeliefert und daraus Edelsteine gemacht haben. Die Elektroniker der 90er wissen diesen „Müll“, das Spontane in der Musik, zu schätzen.
Liebezeit: Und wir hatten erstmals ein Studio. Vorher sind die Bands in ein Tonstudio gegangen, ein Toningenier hat alles abgemixt hat – und heraus kam Mist. Wir wollten aber von Anfang an zusammen und unabhängig arbeiten.
K!N: Hits hattet Ihr jedoch wenige …
Irmin Schmidt: Das war auch nicht unser Ziel. Aber wir haben nie gesagt, wir wollen keinen Hit machen, so esoterisch sind wir nicht. Über die wenigen großen haben wir uns gefreut.
K!N: Für die Rente ist also gesorgt?
Schmidt: Natürlich müssen wir noch arbeiten, aber die Can-Sachen verkaufen sich noch immer, das ist ein gutes Zubrot.
K!N: Ist es Masche, wenn Ihr jetzt eure Soloprojekte vorstellt und trotzdem der Name Can über allem schwebt?
Schmidt: Nein, auch bei allen anderen Produktionen steht immer „Soloprojekt“ dabei. Außerdem spielt immer noch der eine mal beim anderen mit. Und als Can wollen wir nicht mehr auftreten. Nostalgische Revivals finden wir geschmacklos. Uns selbst reproduzieren – das wollten wir schließlich noch nie.
Petra Sperling