Capriccio: Oper Frankfurt
Plauderei und Krieg: Strauss’ „Capriccio“ dehnt die Grenzen dessen, was die Kunst darf
Ein Konversationsstück für Musik, in dem sich Künstler und Adlige so leichtfüßig wie intelligent über Ästhetik, Musik und die Liebe bekabbeln, ein Parlando zwischen dem Komponisten Flamand und dem Dichter Olivier, die sich jeweils um die Gunst der Gräfin Madeleine bemühen – kann man machen, klar.
Dass Richard Strauss seine Oper „Capriccio“ freilich 1942 in München uraufführen ließ, Mitten in den Schrecken des Zweiten Weltkriegs, lässt einen schlucken. Darf man das? Oberflächlich plaudern, während rund um einen herum gemordet wird?
In der Frankfurter Oper liest man „Capriccio“ nicht als verachtenswerten Eskapismus, sondern als gelungenes Statement, das den Wert der Kunst angesichts verbrecherischer Politik behauptet: „Sie (die Oper) formuliert vielmehr das überaus zeitlose Postulat einer Kunst, welche dazu beiträgt, die Welt zu dulden.“ Wir sind weiterhin skeptisch, erkennen aber an, dass hier mit Brigitte Fassbaender eine ausgewiesene Strauss-Expertin inszeniert, die am Main schon den „Capriccio“-Vorläufer „Ariadne auf Naxos“ und Benjamin Brittens „Paul Bunyan“ auf die Bühne brachte. Am Pult steht GMD Sebastian Weigle.