Cesaria Evora: Lieder über das Wegfahren und Ankommen
Auf den Kapverden macht niemand Karriere, und so sang Cesaria Evora jahrelang für ein bisschen zugestecktes Geld in den Hafenbars ihrer Heimatstadt Mindelo. Inzwischen gilt sie als musikalische Botschafterin der Kapverden. Auf dem neuen Album „Sao Vicente di Longe“ reist sie über Kuba, Brasilien und Frankreich, um in ihrer Heimat anzukommen. Jetzt ist sie für ein paar Konzerte wieder nach Deutschland unterwegs.
city.mag: Frau Evora, Sie haben erstmals selbst ein Lied geschrieben. Wie kam’s zu „Ponte de Fi“?
Cesaria Evora: Ganz zufällig. Ich hatte einem Freund mein Auto geliehen. Er hat es mir nicht zurück gebracht. Ich war dabei, ihn aus voller Kehle anzuschreien. Ein anderer Freund schrieb den Streit mit und sagte: „Weißt du, all das, was du gerade gesagt hast, könnte man wunderbar zu einem Lied machen“.
city.mag: Viele Ihrer Songs haben das melancholische „Morna“-Gefühl. Gibt es Parallelen zum portugiesischen Fado?
Evora: Oh, ja! Man findet im Fado diese Sehnsucht und Schwermut, die es auch in unserer Musik gibt. Das Gefühl des Wegfahrens, des Ankommens oder des Wiedersehens. Es gibt viele Parallelen, weil die Portugiesen die Gitarren und Cavaquinhos auf die Kapverden mitgebracht haben. Es gibt viele Elemente in unserer Musik, die nachweislich portugiesischen Ursprung haben.
city.mag: Zu Ihren Fans gehört auch Madonna. Haben Sie sie inzwischen getroffen?
Evora: Ich habe sie noch nie gesehen. Sie war bei meinem ersten New-York-Konzert. Ich hatte eine Einladung zu ihrem Geburtstag. Aber ich war auf Tournee. Zu ihrer Hochzeit hatte sie mich auch eingeladen. Aber auch da konnte ich nicht, weil ich auf Tour war. Aber eines Tages werde ich sie bestimmt sehen.
city.mag: Viele nennen Sie „Barfüßige Diva“, weil sie immer ohne Schuhe auftreten. Mögen Sie diesen Titel?
Evora: Wenn man möchte, kann man mir die „Diva“ nehmen, „barfüßig“ müsste aber bleiben. Ich laufe barfuß seit meiner Geburt. Ich vertrage keine Schuhe. Heute trage ich Gesundheitssandalen, wenn es draußen kalt ist. Bei solchem Wetter kann ich nicht barfuß gehen.
Interview: Christoph Brandl Holger Erdmann