Charlize Theron
Vom Model zum Jungstar zur Oscar®-Preisträgerin. Charlize Theron ist einen weiten Weg gegangen. Das Geheimnis ihres Erfolgs: Sport. Auch wenn sie sich in „Aeon Flux“ als Widerstandskämpferin in einem totalitären Zukunftsstaat mehr auf Mord verlegt …
_ulysses: Charlize, Sie müssen ja ein echt harter Brocken sein.
Charlize Theron: Warum denn das?
_ulysses: Bei den Dreharbeiten von „Aeon Flux“ haben Sie sich schwer am Nacken verletzt und wollten gleich weiterdrehen.
Theron: Ich bin bei einem Stunt ganz dumm auf den Kopf gefallen. Da hat’s geknackt, aber ich wollte die Crew nicht enttäuschen und einfach aufgeben.
_ulysses: Doch dann hat Ihnen ein Arzt geraten, sich lieber behandeln zu lassen.
Theron: Ja, ich musste die Dreharbeiten unterbrechen. Das hat mir für die gesamte Mannschaft sehr Leid getan, aber die Verletzung musste im Krankenhaus versorgt werden.
_ulysses: Warum spielen Sie nach dem Low-Budget-Film „Monster“ nun in einem durchgestylten Science-Fiction-Streifen mit?
Theron: Ich langweile mich recht schnell. Und deshalb möchte ich so viele Dinge wie möglich ausprobieren. Ich fand die Figur spannend, also habe ich gleich zugesagt.
_ulysses: Sie sind ein sportlicher Mensch, der gerne physische Herausforderungen annimmt.
Theron: Ja. Ich mag körperlichen Einsatz, den Kick. Das bringt das Adrenalin zum Kochen.
_ulysses: Haben Sie für „Aeon Flux“ ein spezielles Fitnessprogramm absolviert?
Theron: Ich musste im Film viele akrobatische Sachen machen. Das hieß für mich vor allem viel Stretching, Krafttraining und auch ein bisschen Ausdauer.
_ulysses: War das für Sie ungewohnt?
Theron: Ich mache morgens ohnehin Stretching. Das bereitet mich gut auf den Tag vor. Ich achte immer auf meinen Körper; mir geht es am besten, wenn ich mich fit fühle.
_ulysses: Aber Sie können sich für eine Rolle auch mal gehen lassen. Ich denke vor allem an „Monster“, in dem Sie eine hässliche, übergewichtige verkörpert haben.
Theron: Wenn es ein Film verlangt, dann gehe ich auch mal ein paar Wochen nicht ins Fitness-Studio Aber glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass mir das sehr schwer fällt. Ich bin eine von diesen Frauen, die ohne Sport kaum leben können.
_ulysses: Sie gelten ohnehin als sehr aktiver Mensch.
Theron: Absolut. Ich gehe gern in die Berge zum Wandern. Die Natur in den USA ist zum Teil wirklich überwältigend. Ich habe auch das Kajakfahren entdeckt. Dafür braucht man Kraft und Konzentration.
_ulysses: Haben Sie dabei auch schon die Rolle gemacht?
Theron: Sie meinen den Moment, in dem man unter Wasser ist und sich von selbst wieder an die Oberfläche drehen muss? Na klar, das gehört doch dazu.
_ulysses: Ein Nachmittag mit Ihnen scheint in der Tat sehr aktiv zu sein …
Theron: (lacht) Ja, das sagt mein Freund auch immer. Ich schwitze gerne. Dann habe ich das Gefühl, dass ich wirklich lebe. Ich könnte nicht nur auf dem Sofa sitzen, Pizza in mich hineinstopfen und auf die Fernbedienung drücken. Das würde mich verrückt machen.
_ulysses: Sie haben viele persönliche Tragödien erlebt, haben mit angesehen, wie Ihre Mutter in Notwehr Ihren Vater erschoss. Glauben Sie, dass Sport eine Art Ausgleich für stressige Situationen sein kann?
Theron: Natürlich. Sportliche Aktivitäten nehmen dir eine gewisse Last von den Schultern. Du kannst freier atmen, du kannst den Frust im Kraftraum oder auf der Yogamatte abladen. Sport ist essentiell für ein gesundes physisches und auch psychologisches Dasein.
_ulysses: Glauben Sie, dass die politische Situation in „Aeon Flux“ heute schon Relevanz besitzt?
Theron: Der Film trägt die Botschaft: Hinterfrage immer deine Regierung. In Amerika erleben wir das gerade – kaum jemand vertraut dieser Regierung noch. „Aeon Flux“ propagiert freie Meinungsäußerung und individuelle Rechte. Daher denke ich, dass der Film sehr zeitgemäß ist.
_ulysses: Warum sind Sie eigentlich von Südafrika nach Los Angeles gezogen?
Theron: Aus einem ganz banalen Grund: Ich arbeite die meiste Zeit hier, und das Wetter ist einfach unschlagbar. (lacht)
_ulysses: Das ist es doch in Cape Town auch.
Theron: Ja, aber leider ist L. A. nun einmal der Nabel der Filmindustrie.
_ulysses: Sie müssen übrigens großes Vertrauen in Ihren Körper haben – nicht jede Schauspielerin lässt sich nackt filmen.
Theron: Ich mache alles, solange ich der Meinung bin, dass es der Story des Films hilft. Ich habe das letzte Wort. Wenn ich es schlecht finde, dann lasse ich es rausschneiden. So steht es in meinem Vertrag – ich liebe diese Freiheit.
Interview: Julia Manfredi