Chloë Hanslip
Typisch Wunderkind: Brilliert auf der Geige und ist zudem noch so clever, dass der Mensa-Club heilfroh war, als sie eintrat. Ein Interview mit der 14-jährigen Engländerin Chloë Hanslip über ihr Leben zwischen Paganini und Prinz Harry.
kulturnews: Chloë, bestimmt will jeder von dir wissen, wie es so ist, stundenlang täglich Geige üben zu müssen, während deine Freundinnen sich amüsieren. Viel interessanter finde ich aber, ob sich dabei ein spezielles Verhältnis zur Violine entwickelt. Hast du dich schon mal dabei ertappt, mit ihr zu reden?
Chloë: Ich habe wirklich eine ganz besondere Beziehung zu ihr. Und manchmal spreche ich auch mit ihr – aber nur, indem ich ihr Musik entlocke.
kulturnews: Wenn du zwischen zwei Dingen wählen könntest, welches würdest du wählen: Harry Potters Zauberbesen oder eine Stradivari?
Chloë: Die Stradivari! Der Besen würde nur mich bewegen, die Stradivari aber ein ganzes Publikum …
kulturnews: … wie der große Italiener Nicolo Paganini, von dem du Unter anderem spielst du auf deinem Debütalbum ein Stück des großen Italieners Nicolo Paganini. Seine Musik ist voller Leidenschaft, beinahe ekstatisch. Offen gesagt, scheinst du mir zu jung, um dich in einen solch außergewöhnlichen misfit hinein zu versetzen …
Chloë: Na, ich gelte zumindest lieber als außergewöhnliche Miss, aber das müssen andere entscheiden. Nein, Paganini scheint kein Problem. Ich bin selbst eine leidenschaftliche Person, deshalb liegen mir leidenschaftliche Stücke.
kulturnews: Hast du nicht manchmal Angst vorm eigenen Talent, vor der „großen Verantwortung“, von der dein Kollege Maxim Vengerov spricht?
Chloë: Ich empfinde eher Scheu und Ehrfurcht davor. Es ist eine Herausforderung, mein Talent zu pflegen und zu entwickeln, aber ich genieße Herausforderungen! Und das Gefühl einer großen Verantwortung wächst jeden Tag. Maxim meint sicherlich, dass jeder, dem die Gabe der Musik geschenkt ist, das Bestmögliche draus machen muss. Angst habe ich übrigens nur vor zweierlei: Ratten und Schlangen …
kulturnews: Nicht nur Vengerov sagt tolle Sachen über dich. Wenn du solche Lobeshymnen hörst, spürst du dann den Druck, der dadurch erzeugt wird – und wie gehst du damit um?
Chloë: Es ist eine Art atmosphärischer Druck: Er ist da, aber ich spüre ihn nicht. Ich emfpinde das Spielen als derart anregendes Vergnügen, dass der Druck dabei entweicht.
kulturnews: Hast du je darüber nachgedacht, wie Vanessa-Mae oder Nigel Kennedy Klassikpop zu spielen, um kommerziell noch erfolgreicher zu sein?
Chloë: Nein, niemals. Klassikpop ist nicht mein Stil. Das ist weder gute Klassik noch guter Pop. Ich möchte die Musik spielen, die der Komponist wollte.
kulturnews: Obwohl du erst 14 bist, hast du schon mehr Erfolg gehabt als die meisten Leute in ihrem ganzen Leben haben werden. Du hast bestimmt keine großen Ziele mehr, stimmt’s?
Chloë: Oh, doch, ich habe noch große Ziele. Ich möchte in der Carnegie Hall auftreten – und zwar mit dem Chicago Sinfonieorchester unter Daniel Barenboim.
kulturnews: Jedenfalls bist du alt genug, um bereits die entscheidende Frage zu beantworten: William oder Harry?
Chloë: Harry!
kulturnews: Noch mehr scheinst du Autos zu lieben. Wieso denn das?
Chloë: Keine Ahnung, Meine Lieblingsmarken sind jedenfalls Mercedes Benz und Porsche.
kulturnews: Aber du träumst nicht davon, neben Michael Schumacher über den Nürburgring zu brausen, oder?
Chloë: Nein. Formel-1-Autos mag nich nun nicht.
Interview: Matthias Wagner