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Christof Lauer

Christof Lauer, Tenorsaxofonist im United Jazz&Rock Ensemble und Mitglied im Albert Mangelsdorf Quintett, legte jüngst mit „Fragile Network“ (ACT) eine viel beachtetes Album vor, mit dem er jetzt auf Tour ist. Mit den K!N spricht er über die begrenzten, aber doch eindeutigen Wege zum eigenen Sound im Jazz.

KULTUR!NEWS: Christof, Anfang der Siebziger hast du mit Saxofon angefangen und dafür das Cello aufgegeben. Die typische Reaktion gegen das Elternhaus ?

Christof Lauer: Nein, gar nicht. Aber eines Tages hörte ich im Radio John Coltrane. Da war‘s dann passiert.

K!N: Anfang der Achtziger war das Sax dann wirklich in jeder U-Bahn-Unterführung zu hören.

Lauer: Das war eine Modeerscheinung, und jeder Werbespot hatte seinen Saxofonisten, der in viel zu weitem Sakko irgenwas Grauenhaftes spielte. Sollte wohl so eine Art Sexsymbol darstellen.

K!N: Kürzlich definierte Joe Zawinul den Jazz als Lebensgefühl. Er betonte aber auch, daß dieses Gefühl schon lange passe´sei.

Lauer: Da würde ich ihm recht geben. Jazz ist eine philosophische Einstellung gegenüber der Musik. Jazz ist für mich aber vor allem zu einem Oberbegriff geworden. Die Goldberg-Variationen von Glenn Gould jazzen auch. Da ist Swing drin.

K!N: Eine gute Jazzplatte hat weniger Publicity als jede House- oder HipHop-Scheibe – wo ist die Jazzlobby?

Lauer: Zum einen sind es die ständigen Revivals im Jazz …

K!N: … die Marsalis-Brüder?

Lauer: Nicht nur die. Heute arbeitet die Plattenfirma kurzlebiger als früher. Die gucken sich einen aus, der ist halbwegs begabt, und dann reicht das gerade mal, um sein Debütalbum zu verkaufen. Und dann sind da noch die Hochschulen.

K!N: Du hast selber in Graz bei Dieter Glawischnig studiert …

Lauer: Graz war 1974 ein einziges Experimentierfeld. Heute geht alles streng scholastisch zu: Notenbücher werden konsequent einstudiert, und deshalb hast du extreme Schwierigkeiten, die Musiker voneinander zu unterscheiden. Graz ist übrigens heute wie alle Schulen – auch Berkley in Kalifornien ist nicht besser. Eine Jazzmilitärschule.

K!N: Und eine maßgebende Stilrichtung ist auch nicht in Sicht.

Lauer: Weltmusik eventuell. Aber eine definitive Richtung gibt es nicht.

K!N: Wäre aber besser.

Lauer: Daß mal wieder einer kommt wie Miles Davis, ist ja nicht ausgeschlossen.

K!N: Und wieso wird es nicht mal elektronisch? Berührungsängste?

Lauer: Nein, meine Kollegen Heinz Sauer und Ralf Hübner experiemtieren damit. Ich habe davon aber keinen blassen Schimmer. Selbst mein Computer macht mir zu schaffen.

Interview: Thomas Schönberger

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