Chuck Prophet
Mit einem schlauen Mix aus charmantem Country und krachenden Gitarren bringt man es vielleicht zum Favoriten der Kritiker, aber weit seltener zum Multimillionär. Chuck Prophet, Ex-Frontmann bei Green On Red und mit dem Album „The hurting Business“ (Indigo) am Start, mag sein Leben trotzdem ganz gern.
city.mag: Mr. Prophet, Sie schreiben hervorragende Songs. Warum werden Sie nie berühmt?
Prophet: Das kann ich Ihnen sagen: Immer, wenn ich eine Chuck Prophet-Platte mache, stelle ich eine Bedingung an die Lieder – sie müssen mir gefallen. Deshalb verkaufen sie sich nie. Die Leute sind eben nicht so wie ich.
city.mag: Bekümmert Sie das?
Prophet: Eigentlich nicht. Wenn ich mal grummelig drauf bin, laufe ich mit der Gitarre durchs Haus und höre sehr laut Breakbeat. Dann geht es mir wieder gut. Allerdings bin ich es langsam leid, ständig pleite zu sein. Ich möchte mir endlich mal eine Krankenversicherung leisten können.
city.mag: Immerhin liebt die Presse Ihre Platten.
Prophet: Ich bin ein Loser, ein Underdog, der sich irgendwie durchschlägt. Darüber lesen die Leute gern. Gestern am Flughafen drückte mir einer von der Plattenfirma 50 Mark in die Hand und sagte: „Mach dir einen schönen Abend“.
city.mag: Schon mal überlegt, den Beruf zu wechseln?
Prophet: Früher hab ich mal als Fahrradkurier gearbeitet. Ich war so schlecht, daß ich der Firma am Ende sogar noch Geld schuldete. Ich wünschte, ich könnte Waschbecken reparieren; mit so was wirst du heute reich. Wenn mein Computer zusammenbricht, kann ich 50 Leute anrufen und alle würden kommen und sich freuen, für lau an ihm rumschrauben zu dürfen. Wenn die Klospülung nicht funktioniert, rufe ich den Klemptner und zahle ein Vermögen.
Wenigstens verkaufe ich immer noch mehr Platten als die meisten meiner Lieblingsautoren Bücher.
city.mag: Besitzen Sie selbst mehr Platten oder mehr Bücher?
Prophet: Platten, weil ich die behalte. Aber die Sammlung ist völlig außer Kontrolle. Ich habe einfach nicht genug Platz. Bücher werfe ich deshalb immer weg, nachdem ich sie gelesen habe.
Steffen Rüth
