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Clemens Meyer & Claudius Nießen: Zwei Himmelhunde – Irre Filme, die man besser liest

Das Erfolgsformat „SchleFaZ“, in dem Oliver Kalkofe und Peter Rütten vermeintliche Trashfilme mit Häme übergießen, begeistert schon seit einigen Jahren Kritiker und Zuschauer. Dabei trägt die Sendung dazu bei, dass alles Nischige auch schön dort bleibt – ein letztlich kunstfeindliches Format, das allenfalls der qualitativen Selbstbestätigung seiner Macher dient. Das Buch „Zwei Himmelhunde – Irre Filme, die man besser liest“ schlägt nun in eine ähnliche Kerbe. Darin dokumentieren Autor Clemens Meyer („Als wir träumten“) und Claudius Nießen (Deutsches Literaturinstitut Leipzig) ihren Selbstversuch, abseitige Filme zu schauen, bis die heimische Couch vor Körperflüssigkeiten, Bier und Chipsfett nur so trieft. Cinephilie wird also klischeegerecht gleichgesetzt mit postpubertärem Nerdtum, die Haltung zum Sujet ist ironisch, distanziert, despektierlich. Wäre es dabei nicht interessanter, sich mit den ästhetischen und inhaltlichen Eigenwilligkeiten der Filme auseinanderzusetzen, nach unverbrauchten Perspektiven zu suchen? Stattdessen dominiert witz- und gehaltloses Geplapper im Protokollstil, frei nach dem Motto: Alles nur ein Witz, eigentlich mögen wir diese Filme ja auch nicht! Nur kapitelweise gibt es gelungene Ansätze: Eine fast ernsthafte Hommage an den italienischen Genreregisseur Lucio Fulci. Eine ernsthafte Liebeserklärung an Walter Hill, wobei die Fallhöhe hier auch nicht besonders hoch ist – und warum ist das Kapitel doof mit „Äkschn, Äkschn and a little bit of Kunst“ überschrieben, als handele es sich dabei um einen Widerspruch? Schließlich eine Analyse der Filme Russ Meyers, die aber nach wenigen Absätzen abgebrochen wird, um das manisch-bizarre Kino des Low-Budget-Filmemachers dann doch auf das Offensichtlichste zu reduzieren: Titten! Zwei Himmelhunde – ein Buch, das man besser meidet, wenn man es ernst meint mit dem Kino.

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