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Commercial Breakup

Vredeber? Komischer Vorname. Aber keine komische Musik. „Candied Radio“ heißt das zweite Album des Mannes, der sein Elektropop-Projekt Commercial Breakup nennt. Doch wer Vredeber Albrecht in die Dance-Ecke stecken will, muss mit Ärger rechnen.

_ulysses: Vredeber, du lebst zwar seit Jahren in Berlin, bist aber in Bremen geboren. Fallen dir Parallelen ein zwischen dir und der Meistermannschaft von Werder?

Vredeber Albrecht: Wenn ich mir die Bremer so angucke, dann haben die schon eine ähnliche Attitüde wie ich. Dieses Norddeutsche, Zurückhaltende, was uns meilenweit vom Style der Bayern unterscheidet – und auch sympatisch macht, denke ich. Ich bin auch nicht der geborene Mittelpunktmann. Die „Kauft-diesen-Kerl“-Nummer fiel mir immer schon schwer.

_ulysses: Dann muss dieses Interview ja die Hölle sein.

Albrecht: Geht noch.

_ulysses: Und wo willst du dich bei Konzerten verstecken?

Albrecht: Nirgendwo. Es wird keine Live-Auftritte geben. Mit der ersten Platte sind wir auf Tour gegangen, mit Schlagzeug und unerer damaligen Sängerin Elke Brauweiler. Naja, ich fand das nicht besonders spannend. Beim Musikmachen geht es mir um das, was entsteht, wenn ich alleine am Klavier sitze und komponiere. Zu sehen, wie so ein Stück wächst: Das ist mein Flash. Es interessiert mich nicht, das dann auf der Bühne zu reproduzieren. Die Songs sind aufgenommen, sie sind fertig, sie sollen so bleiben. Und zur Frontsau bin ich sowieso nicht geeignet.

_ulysses: Kann man aber lernen. Deine Plattenfirma vermittelt dir bestimmt einen entsprechenden Kurs.

Albrecht: Toll. Das wäre dann so wie früher an der Uni, wo frühmorgens das „Seminar für Clubkultur“ auf dem Plan stand und alle, die das was anging, gerade erst ins Bett gekommen waren.

_ulysses: Was hast du studiert?

Albrecht: Musikwissenschaft, aber nicht zu Ende. Ich habe einiges gelernt, was mir hilft, Ideen umzusetzen. Auf Dauer war es mir zu anstrengend, dafür zu üben, dass ich beim Hören von Musik immer alles analysiere. Das machte den Fan in mir kaputt. Wenn du Musik machst, ist es wichtig, dass du dich für Musik begeistern kannst.

_ulysses: Dein Album klingt sehr freundlich und sonnig. Bist du als Mensch auch so gutgelaunt wie deine Lieder? Oder kommt das durch die Gastsängerinnen?

Albrecht: Ich mag halt Harmonien. Smokey Robinson oder Prefab Sprout: Das sind meine Lieblingsmusiker. Wenn ich am Klavier sitze, kommt meist eher positiv klingendes Zeug raus. Das ergänze ich dann mit Beats, die ich mir überall zusammenklaue, vor allem aus meiner Plattensammlung.

_ulysses: Findest du das doof, dass dich viele bloß für einen Dancepop-Typen halten?

Albrecht: Ja. Ich bin ein Popsongwriter. Wer behauptet, ich mache bloß Dance-Kram, der soll das bloß sagen, wenn ich es nicht mitkriege.

Steffen Rüth

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