Conner Reeves im Interview
Conner Reeves, Alter: 26, Engländer, Hautfarbe: weiß. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um eine Karriere als Soulsänger zu starten. Wenn da nicht diese Stimme wäre und ein außergewöhliches Songschreiber-Talent, das schon Größen wie Jonathan Butler und Tina Turner in ihre Dienste stellten. Steht zur Jahrtausendwende womöglich ein Schichtwechsel an, der Stevie Wonder zum Frührentner macht? Auf alle Fälle heißt es umdenken, denn der Soulman der späten Neunziger darf schon mal weiß sein und von der Grünen Insel kommen.
K!N: Conner, nervt es dich, mit Stevie Wonder verglichen zu werden?
Conner Reeves: Nein, überhaupt nicht. Schließlich ist er einer meiner Helden. Er ist so ein brillianter Songschreiber. Ich kann seinen Einfluß nicht leugnen. Ebenso den Donny Hathaways. Eine Zeit lang habe ich bewußt versucht, nicht so zu klingen, wie ein schwarzer amerikanischer Sänger, aber meine Kehle hat wohl ihren eigenen Kopf.
K!N: Hättest Du es als Farbiger leichter?
Reeves: Manchmal vielleicht. Speziell in Amerika, wo es bezüglich der Radiosender immer noch so eine Art Rassentrennung gibt. Mein Problem ist, weiß zu sein und schwarz zu singen. Deshalb hatten wir ursprünglich vor, die Platte ohne eine Abbildung von mir zu veröffentlichen, so daß niemand weiß, welche Hautfarbe ich habe. Wir haben das aber doch nicht gemacht, denn ich glaube an die Songs. Man muß ihnen nur eine Chance geben.
K!N: Hast du Probleme, vom farbigen Publikum anerkannt zu werden?
Reeves: Nicht wirklich, denn mir kommt es so vor, als seien die meisten Käufer meiner Platten ohnehin schwarz. Aber deren Anerkennung bedeutet mir besonders viel. Farbige haben haben eine großartigen Musiktradition. Für mich sind sie einfach die besseren Sänger, sie scheinen eine weitaus größere musikalische Naturbegabung zu haben. Das liegt wahrscheinlich an der jahrhundertelangen Unterdrückung der Schwarzen. Sie haben nicht gesungen, um berühmt zu werden oder einen Plattenvertrag zu bekommen, sondern weil sie ihren Schmerz herauslassen mußten.
K!N: Worum geht es dir in deiner Musik?
Reeves: Die Songs handeln von Dingen, die ich selbst durchlebt habe. Es sind viel die Erfahrungen aus der Zeit, in der ich sehr intensiv lebte und mich schnell verliebte. Da ich in Beziehungen nie sehr kommunikativ war, habe ich mich meist schnell aber auch schmerzvoll getrennt, wenn es nicht richtig lief. Nachträglich habe ich diese Erfahrungen dann in meinen Songs verarbeitet.
K!N: Was macht einen guten Soulsänger aus?
Reeves: Ein guter Soulsänger muß dir in erster Linie eine Gänsehaut verpassen können.
K!N: …und gilt für Soulsänger je älter desto besser wie bei Whiskey?
Reeves: Ein bischen muß die Stimme schon reifen. Und während wiele Popsänger im Alter grauenhaft singen, ist Stevie Wonder mit fast 50 immer noch ein brillianter Soulsänger. Soul ist eben eine sehr körperbetonte Sache und hält dich fit.
K!N: Musikalisch gesehen hattest Du eine schwere Kindheit.
Reeves: Ja, obwohl meine Eltern auch viel Motown-Platten gespielt haben und so irgendwie meine Leidenschaft für Musik geschürt haben, glaubten sie anfangs nicht an meine musikalischen Ambitionen und untersagten mir sogar, strikt wie sie waren, zuhause zu singen. Mittlerweile sind sie aber richtig stolz auf mich, und ich trage ihnen auch nichts nach. Denn sie gehören noch zu der Generation, deren Träume selten wahr wurden. Aber ich habe ihnen bewiesen, daß Träume doch wahr werden können.