„Cruel Summer“: Provinz des Schreckens
Mit „Cruel Summer“ bringt Amazon Prime eine Psychothrillerserie, die im Frühjahr in den USA ein voller Erfolg bei Kritik und Publikum war.
Die Psychothrillerserie „Cruel Summer“ ist einerseits transparent, andererseits verbirgt sie schlicht alles, was zum Verständnis des Vorgefallenen beitragen könnte. In einem Provinzkaff mit Gartenpartys, Girls Days und Mutter-Tochter-Fitnesskursen Mitte der 1990er-Jahre in Texas ist alles so US-trashig, wie die billigsten Klischees es immer transportieren. Andererseits schleicht sich schon in den ersten Minuten das Grauen in die Handlung.
Kate (Olivia Holt) wird im Jahr 1993 entführt. Wie? Von wem? Warum? Wir wissen nichts. 1995 ist sie wieder bei ihrer Mutter, aber nichts ist mehr wie zuvor. Jeanette (Chiara Aurelia) ist 1993 ein Mauerblümchen, nimmt 1994 Kates Rolle als beliebtester Teenager des Städtchens ein und erlebt ein weiters Jahr später einen tiefen Fall. Was das miteinander zu tun hat? Auch das wird nur häppchenweise preisgegeben – meist mit Fragezeichen versehen.
„Cruel Summer“ hat ein Grundprinzip: Es wird nichts erklärt. Wer die Serie schaut, weiß nicht, wer warum wie handelt. Anders als bei David Lynch und seiner Provinzkrimiserie „Twin Peaks“, wo alle im Örtchen Dreck am Stecken haben, dies aber auch zeigen, führen in „Cruel Summer“ alle was im Schilde, zeigen aber selten, warum. Jede Folge der zehnteiligen Serie wählt einen der drei Zeitrahmen und wechselt sehr oft die Blickwinkel, so dass ständig komplett unterschiedliche Erklärungsansätze aufploppen.
Im Frühjahr dieses Jahres war „Cruel Summer“ in den USA sowohl hinsichtlich der Einschaltquoten als auch der Kritiken eine der erfolgreichsten Serie. In Deutschland kann man die Serie bei Amazon Prime streamen. Prime hat die weltweiten Rechte mit Ausnahme von China, den USA und Kanada erworben. Produziert wurde „Cruel Summer“ von Studio eOne und Iron Ocean Productions‘, Jessica Biel („The Sinner“) hat die Serie gemeinsam mit Michelle Purple, Bert V. Royal und Tia Napolitano produziert, Max Winkler war ausführender Produzent und Regisseur. jw