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„Da-dada-dada“

Für sein neues Album hat Pat Metheny alles in Frage gestellt – nur nicht den Entschluss, nach L.A. zu gehen.Interview: Jonah Lara

Pat, seit den 90er-Jahren hast du keine so lange Pause zwischen zwei Alben gemacht wie vor „From this Place“. Warum hat dieses Album so viel Zeit in Anspruch genommen?

Pat Metheny: Wir leben gerade in einer merkwürdigen Zeit, was die Veröffentlichung eines Albums angeht. Was ist das denn überhaupt heutzutage noch: ein Album? Früher hat man ein Album aufgenommen, ist auf Tour gegangen, und dann hat man mehr Musik gemacht und wieder ein Album aufgenommen, und so weiter. Diese ganze Struktur hat sich einfach in Luft aufgelöst – und damit musste ich erst mal kämpfen. Was machen wir hier eigentlich?

Aber du hast eine Antwort gefunden.

Metheny: Ich glaube, das ganze Konzept eines Albums steht mit der Kultur des Moments im Konflikt. Dasselbe könnte man wahrscheinlich über einen 800-seitigen Roman sagen. Das passt nicht wirklich zu Twitter. (lacht) Aber ich glaube auch, dass die Form des Romans weiterhin ihren Wert hat. Und ein Album wie „From this Place“, das so etwas ähnliches wie ein Roman ist, eine ausführliche Beschäftigung mit der Idee eines Musikers, ist auch eine Form, die ihren Wert behalten wird. Es hat nur eine Weile gedauert, bis ich zu diesem Schluss gekommen bin.

Und in diesem Prozess kam dir dann auch die Idee, das Album mit orchestralen Instrumenten zu akzentuieren?

Metheny: Ja, das habe ich quasi unterwegs gefunden. Früher, in den 60er- und 70er-Jahren, war das noch üblicher, und ich habe diese Alben stets geliebt. In der Vergangenheit habe ich schon öfter mit orchestralen Elementen gearbeitet, aber noch nie in einem solchen Ausmaß.

In den Liner Notes zum Album schreibst du, du hattest das Gefühl, die Orchester-Parts müssten unbedingt in L.A. aufgenommen werden.

Metheny: Das ist ein sehr subtiles Ding. Das klassische Dilemma zwischen meiner Szene und den Orchesterleuten ist Rhythmus. Eigentlich sollte es nicht so schwer sein, „Da-dada-dada“ zu spielen – aber es ist schier unmöglich. Außer eben in L.A., da kriegst du das beste „Da-dada-dada“, das du dir wünschen kannst. Und zwar sofort, ohne zweite Takes.

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