Dani Levy und Maria Schrader im Interview
Deutschland, heute. Es treten auf: Neonazis, Altnazis, Brandanstifter, schmierige Anwälte und mobile Einsatzkommandos – und mittendrin Dani Levy und Maria Schrader als jüdisches Liebespaar sowie als Ko-Regisseure und Koproduzenten. Kurz, sie fahren in „Meschugge“ (Jugendfilm, ab 18. 3.) einiges auf. Was denken sich Filmemacher, die doch mit sympathischen kleinen Komödien angefangen haben, eigentlich dabei? Antworten von Dani Levy.
KULTUR!NEWS: Dani Levy, mußte das Schicksal die Hauptfiguren denn wirklich gar so sehr beuteln und sie auf unterschiedliche Art und Weise schuldig werden lassen?
Dani Levy: Schuld ist eine schwierige Frage, und ich möchte sie nicht auf einfache Weise beantworten. Es gehört kräftig durcheinandergemischt, wer Opfer ist und wer Täter. Eine bestimmte Art von Schuld entsteht einfach dadurch, daß man der Wahrheit nicht ins Auge blicken will, so wird sie fast automatisch vererbt.
K!N: Thriller und Nazi-Vergangheit in einen Film zu packen – bedeutet das nicht, sich freiwillig in Teufels Küche zu begeben?
Levy: Wir sind ja nicht naiv hineingestolpert, dazu ist dieses Projekt viel zu lange gediehen. Widerstände haben uns, sozusagen, entnaiviziert. Wir wußten auch, daß es nicht einfach sein wird, in Deutschland ein deutsches Thema mit einer solchen Erziehungsübersättigung innerhalb eines Thrillers zu behandeln. Trotzdem: Ich halte es sogar für eine Chance, daß unsere jüngere Generation sich aus der Befangenheit freigeschwommen hat. Wir wollten das Thema subversiv einführen, um eine Zuschauerschaft zu kriegen, die ein weiterer Befindlichkeitsfilm gar nicht erreichen würde.
K!N: Ist „Meschugge“ ein Aufbruch zu neuen cineastischen Ufern oder gibt es Gemeinsamkeiten zu Ihren früheren Filmen?
Levy: Auf jeden Fall: die Lust, in die Schattenseiten zu gucken, die enge Verschmelzung von Romantik und Abgrund, der Kampf des Menschen gegen seine eigene Bestimmung und sein eigenes Ich, was in jedem guten Film zu finden ist. Meine Filme haben eine sinnliche Kinosprache und bedienen sich lustvoll der filmischen Mittel. Mir ist es lieber, ein kleineres Publikum hat wirklich etwas vom Film, als wenn Millionen reingehen und den Film nach fünf Tagen wieder vergessen haben. Ich bin nun einmal ein Romantiker.
Interview: Rolf von der Reith