Darren Aronofsky
Darren Aronofsky hat zwei Lieblingsfilme des Jahres 1998: „Titanic“ und „In the company of men“. Der eine gedreht für 200 Millionen, der andere für 20 000 Dollar. Irgendwo dazwischen, zwischen Größenwahn und Minimalismus, befindet sich sein Debüt „Pi“.
KULTUR!NEWS: Darren, woher kam die Idee für „Pi“?
Aronofsky: Ich mache privat Collagen, und schreibe für Magazine und Zeitungen, und bin wohl auch beim Schreiben ein Collagenkünstler. Ich nehme Geschichten, die ich gehört habe, Dinge, die ich gelesen habe, Sachen, die mir erzählt wurden, Dinge, die mir passiert sind, und die füge ich zusammen. Die Fiktion ist die Klebe, die das alles zusammenhält, und die Wahrheit sind die verschiedenen Nomen. Bei „Pi“ hatte ich einzelnes Bild im Kopf und daraus hat sich der gesamte Film entwickelt.
K!N: Was war Dir entwickeln und Drehen des Films wichtig?
Aronofsky: Im Grunde ist „Pi“ ein Science-fiction-Thriller, experimentell und unorthodox, aber ein Thriller. Mein Ziel war es, einen unterhaltsamen Film machen, der die Zuschauer zumindest fasziniert, auch wenn sie nicht alles mögen. Und zweitens wollte ich so unterschiedlich wie möglich sein. Ich meine, im Grunde wollen die Leute bei „Armageddon“ doch nur wissen, ob Liv Tyler und Ben Affleck sich am Ende küssen werden. Und das ist wunderbar. Aber ich habe versucht, das Unerwartete mit dem zu Erwartenden verknüpfen. Ein Kritiker hat „Pi“ „Eraserhead auf Schnelldurchlauf“ genannt.
K!N: Gefällt Dir das?
Aronofsky: Klar. Ich bin mit Lynch aufgewachsen. Er ist Expressionist, mehr auf Stimmung. Ich bin ein Storyjunkie. Ich brauche meine Geschichte, die ich erzählen kann, meine narrative Struktur, meine Witze, meinen Thrill. Ich habe in „Pi“ viele Ideen einfließen lassen, die ich gar nicht unbedingt verstanden habe, die aber auf eine gewisse Weise logisch erschienen. Dabei habe ich eng mit dem Hauptdarsteller Sean und dem Produzenten Eric zusammengearbeitet. Wir kommen aus sehr unterschiedlichen theoretischen Bereichen, das hat es spannend gemacht: Sean ist Existenzialist, Eric Buddhist und ich bin einfach nur verwirrt (lacht). Ideal.
Interview: Volker Sievert