Das achte Leben (für Brilka): Thalia Theater, Hamburg
Eine Weltumarmung: „Das achte Leben (für Brilka)“ am Hamburger Thalia
Vor zweieinhalb Jahren lobte die kulturnews Nino Haratischwilis Roman „Das achte Leben (für Brilka)“ als „überbordend, fabulierend, schmerzhaft realistisch und heillos verlogen, ein Roman, so schön, dass man ihn kaum aushalten kann“.
Aber eben ein Roman, der durch seinen weltumarmenden Charakter – Handlungsorte sind unter anderem Georgien, Berlin und Moskau, der Stoff erstreckt sich über vier Generationen – eigentlich nicht bühnentauglich ist. Zumal Haratischwili als Dramatikerin ebenfalls ihre Meriten hat, auch wenn die gebürtige Georgierin auf den großen Bühnen ihrer Wahlheimat Hamburg bislang noch eher stiefmütterlich behandelt wurde.
Immerhin: Für das biblische Regelwerk „10 Gebote“ am Deutschen Theater Berlin besorgte Haratischwili die dramatische Umsetzung des Gebots „Du sollst nicht ehebrechen“, und auch wenn der Abend durch die Bank verrissen wurde, schien Regisseurin Jette Steckel dem Reiz von Haratischwilis Texten erlegen zu sein.
Und Steckel ist tatsächlich jemand, der vor den ganz großen Stoffen nicht zurückschreckt – am Thalia inszenierte sie schon „Don Carlos“ und „Dantons Tod“ mit Bravour, an der Staatsoper pustete sie zum Saisonbeginn eindrucksvoll den Staub von Mozarts „Zauberflöte“, und als sie vorige Saison Horváths „Kasimir und Karoline“ inszenierte, erschien ihr diese Aufgabe zu anspruchslos, so dass sie das Sozialdrama mit dem ganz ähnlich gelagerten „Glaube Liebe Hoffnung“ koppelte. Will sagen: Wenn man jemandem zutrauen kann, „Das achte Leben (für Brilka)“ in den Griff zu bekommen, dann Steckel.