„Das Mädchen und die Nacht“: Ich weiß, was du im Winter 1997 gemacht hast
Die Vergangenheit holt den Autor Thomas Degalais ein: Im ZDF und in der ZDF-Mediathek startet die sechsteilige Serie „Das Mädchen und die Nacht“.
„Das Mädchen und die Nacht“: Guter Plot, aber seltsam unlogisch
In der Serie „Das Mädchen und die Nacht“ (jetzt im ZDF und in der ZDF-Mediathek) hat der Schriftsteller Thomas Degalais (Ioan Gruffudd) nach einer Lesung in London, wo er wohnt, aus seinem neuen Roman einen Flashback: Vor ihm steht eine Frau, die aussieht wie die vor langer Zeit verschwundene Schülerin Vinca aus seiner Klasse. Drohend sagt sie ihm, sie wisse, was er vor 25 Jahren getan habe. Dann überreicht sie ihm eine Einladung zum Jubiläumsklassentreffen ins provenzalische Antibes, wo Degalais am Saint-Exupery-Gymnasium sein Abitur gemacht hat.
Weiter in der Handlung der Serie „Das Mädchen und die Nacht“: Obwohl seit Jahrzehnten nicht mehr dort gewesen, reist Thomas Degalais zum Ehemaligentreffen nach Antibes. Niemand ist erfreut, vor allem nicht sein Schulfreund Max. Sofort sprechen die beiden über ein gemeinsames Geheimnis, das aufzufliegen droht. Und wirklich, es wird in der Vergangenheit gewühlt: Ein ehemaliger Klassenkamerad ist jetzt Journalist und recherchiert nach den Gründen für das Verschwinden Vincas in den Winterferien von 1997. Eine weitere ehemalige Klassenkameradin ist jetzt Polizistin und beginnt ebenfalls mit Nachforschungen. In Rückblenden wird offensichtlich, was damals passierte: Thomas und Max haben in der Tat ein Verbrechen begangen, das zwar nur „nebenbei“ geschah, aber dennoch schlimm genug ist und nun aufzufliegen droht.
„Das Mädchen und die Nacht“ hat zwar einen interessanten Plot voller Thrill, aber das Personal der Serie ist oft nicht ernst zu nehmen, vorneweg die „Heteroditen-Schwestern“: Ein Zusammenschluss von etlichen Schülerinnen des Saint-Exupery-Gymnasiums, die Vincas Andenken bewahren wollen und deshalb alle zurückgebliebenen Gegenstände Vincas in deren damaligem Zimmer im dem Gymnasium angeschlossenen Internat versammelt haben und einen Kult darum machen. Nicht weniger unglaubwürdig sind all die glatten Charaktere der Einheimischen im reichen Antibes, wo sich jede und jeder sofort an Vinca erinnern kann, weil alle damals auf irgendeine Weise mit ihr zu tun hatten. Besser gezeichnet ist schon die Figur der Fanny, damals die Freundin von Thomas, ehe der sich in Vinca verliebte. Sie gehört ebenfalls auf die Liste, hat sie doch wie auch Thomas und Max die gleiche mysteriöse Einladung mit der Drohnung erhalten.
Die Serie steckt auch voller Ungereimtheiten: Warum ist Vincas Zimmer seit 25 Jahren nicht wieder vermietet worden? Warum wird das Sportzentrum – vor 25 Jahren von Max’ Vater, einem großen Bauunternehmer, gebaut – jetzt schon wieder abgerissen? Warum wurde Thomas ’ Spind im Sportzentrum bis heute nicht von einem anderen Schüler genutzt? David Lynch, an dessen Ort Twin Peaks die vielen Verdächtigen von Antibes erinnern, hätte solche Fehler trotz seines Faibles für Undurchsichtiges nie gemacht.