Das Prinzip Jago: Grillo, Essen
Ein Menschenfänger: „Das Prinzip Jago“ verhandelt Populismus
Eigentlich ist Volker Lösch genau der richtige Regisseur für die Bundesrepublik im Jahr 2016. Ein politischer Lautsprecher, der lieber mit dem Beil als mit dem Florett kämpft, gleichzeitig aber auch ein künstlerischer Solitär, der mit sozial wachem chorischem Theater einen eigenen Stil entwickelt hat, ohne diesen zur Masche verkommen zu lassen.
Dieser unbestrittenen Relevanz steht freilich kein entsprechender Erfolg Löschs in den Feuilletons gegenüber – als er voriges Jahr in der Pegida-Stadt Dresden Max Frischs „Graf Öderland“ als Wutbürger-Ballade kenntlich machte, fanden das die meisten Kritiker aufgesetzt und ein bisschen peinlich. Immerhin, in Essen bleibt man dem Mittfünfziger treu.
Nach Rote Erde“ und „Die Odyssee oder Lustig ist das Zigeunerleben“ folgt jetzt mit „Das Prinzip Jago“ ein Blick auf den Fiesling aus Shakespeares „Othello“, dessen Bösartigkeit hier auf die populistischen Rattenfänger von rechts gespiegelt wird: „Gerade heute ist die Welt anfällig für einen Jago, der keinerlei Skrupel hat, mit allen verfügbaren Mitteln seine Mitmenschen zu beeinflussen, zu manipulieren und sich dienstbar zu machen.“ In Essen spielt Stefan Diekmann diese Figur, und sage niemand, dass solch eine Analyse nicht mehr nötig sei.