Das Schloss: Thalia Theater, Hamburg
Kafkaesk: „Das Schloss“ in Hamburg.

Wirklich zufrieden kann das Thalia nicht sein mit der langsam zu Ende gehenden Spielzeit. Mäkelnde Kritiker, keine Einladung zum Theatertreffen, und der ewige Konkurrent Schauspielhaus entwickelt sich zum unangefochten ersten Haus am Platze. Ärgerlich.
Allerdings, mindestens drei aktuelle Produktionen kann man auch am Thalia uneingeschränkt empfehlen: Ersan Mondtags stilbewusst düsterer „Schnee“ in der Gaußstraße. Stefan Puchers cool-politischer „Warten auf Godot“. Und Antú Romero Nunes’ „Dreigroschenoper“, die die Spielzeit eröffnete und das als solch kluges Metatheater machte, dass man das eigentlich schon letztgültig durchdekliniert geglaubte Stück noch einmal ganz neu sah.
Nunes sorgt jetzt auch für den Spielzeitabschluss, mit Kafkas schon oft fürs Theater adaptiertem Bürokratie-Roman „Das Schloss“, in dem ein Landvermesser sich zwischen Genehmigungswirrwarr und Zuständigkeitsunklarheiten verliert. Dem immer noch jungen Regisseur ist auf jeden Fall zuzutrauen, diesen Stoff in den Griff zu bekommen, das Thalia wird hier wahrscheinlich einen vierten Hit landen. Aber: Womöglich ist solch ein Denken auf Nummer Sicher Teil des Problems, mit dem man am Alstertor gerade kämpft.
Immerhin: Ganz ausgereift wirkt Nunes Regiearbeit diesmal nicht. Dafür auf eine beiläufige Weise offen für Interpretationen – nicht der schlechteste Zugriff auf ein Theaterstück, den man sich vorstellen kann.
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