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Das Seil: Melancholischer Horror auf Arte

Das Seil
Das Seil (Foto: © Les Films de l'Instant/G.Chekaiban)

Wenn ein Forscherteam neugierig wird, gibt es kein Zurück: Der Dreiteiler „Das Seil“ auf Arte ist tragischer Horror in den Wäldern Norwegens.

Sie kommen aus ganz Europa und arbeiten gemeinsam im Forschungszentrum der norwegischen Sternwarte in Hellig mitten in einem waldreichen Gebiet: Da erhält das Team um den Wissenschaftler Bernhardt die notwendigen Forschungsgelder bewilligt, um das Projekt fortzusetzen. Auch ist es nur noch zwei Wochen hin, bis die Ernte eingefahren werden kann, denn dann beginnt die große Auswertung der gesammelten Daten. Die 40-köpfige Crew feiert die Bewilligung mit einer Party am Abend. So beginnt der Dreiteiler Das Seil auf Arte und in der Arte-Mediathek.

Der Titel der Miniserie Das Seil teilt bereits mit, dass es hier um etwas ganz anderes geht als um die Erforschung des Universums: Bernhardt hat am Vormittag ein Seil im Wald entdeckt, das erstens sehr, sehr lang ist und im Wald verschwindet und zweitens am Tag vorher definitiv da noch nicht lag. Am Tag nach der Party macht sich eine sechsköpfige Gruppe auf den Weg, um herauszukriegen, wie lang das Seil denn nun sein mag und wo genau es endet. Als es auf Spätnachmittag zugeht, ist man uneins, ob eine Rückkehr in die Station angebracht ist oder nicht. Bernhardt kehrt allein um – ein erster tragischer Entschluss …

Das Seil ist mehr als ein Beitrag zum Genre des melancholischen Horror: Die Serie durchzieht als roter Faden das Problem, dass Menschen nicht umkehren können, obwohl alle Argumente und jegliche Ratio das verlangen. Doch dieser rote Faden ist nur ganz blass mit dem Gesamtkunstwerk verwebt, denn im Vordergrund der Handlung stehen bestimmend die Charkatere der Frauen und Männer der Forschungsstation, ihre Traumata aus der Vergangenheit, ihre Heimlichkeiten und ihre Lügen. Diese Details werden nicht nur immer dominanter, sie verdichten sich auch zu einem äußerst gelungenen Bild auch der Gruppe und – ganz fatal – deren Gruppendynamik.

Damit gelingt dem Ensemble unter der Regie von Dominique Horror in dieser französischen Produktion etwas Hervorragendes: Mehrere Ebenen legen sich auf die Handlung, und irgendwann kommen auch noch ganz sacht Visionen einzelner Geplagter des Lebens hinzu, alles andere als albern, sondern stimmig und sensibel in den tragischen Ablauf integriert. jw

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