„Das tiefste Blau“: Silberner Bär von Berlin kommt in die Kinos

Der Film hatte bei der Berlinale den Großen Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung, eingeheimst. Jetzt kommt „Das tiefste Blau“ bei uns in die Kinos.
Brasilien, irgendwann in naher Zukunft, in der neoliberale Soziallogik und ein entgrenzter Kapitalismus, die Politik bestimmen: Aus Effizienzgründen werden Alte zwangsweise in weit abgelegene „Senioren-Kolonien“ abgeschoben, damit sich die junge Generation voll und ganz auf Produktivität und Wirtschaftswachstum konzentrieren kann. Der Film „Das tiefste Blau“ läut im Kino.
Der brasilianische Filmemacher Gabriel Mascaro entfaltet diese Dystopie so beiläufig, dass sie wie selbstverständlich erscheint. Mit seiner Hauptfigur Tereza (Denise Weinberg) setzt er diesem System jedoch eine rebellische Frau entgegen, die auch mit Mitte 70 noch zu neuen Ufern aufbrechen will. Ihre illegale Reise durch das Amazonas-Delta liefert nicht nur betörende Bilder, sie wird zu einem Stationendrama, in dem sich Terezas Freiheitsdrang auch in ihrem erotischen Selbstbewusstsein niederschlägt. Was als tragikomische Gesellschaftssatire beginnt, verliert jedoch an Schärfe und verwandelt sich zunehmend zu einem zwischen Naturalismus und magischem Realismus changierenden Dschungelabenteuer, das allerdings durch Denise Weinbergs gewitzter und nuancierten Darstellung geerdet wird. „Das tiefste Blau“ bekam bei der Berlinale den Silbernen Bären verliehen, den großen Preis der Jury.