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Das wilde Leben: Rebekka Bakken im Interview zu „Always on my Mind“

Rebekka Bakken fühlt selbst Coversongs mit Leib und Seele.
Rebekka Bakken fühlt selbst Coversongs mit Leib und Seele. (Foto: Gregor Hohenberg/Sony Music)

Mit „Always On My Mind“ veröffentlicht Rebekka Bakken ein Coveralbum – und es sind vor allem Kitschballaden, die auf ihre rebellische Jugend verweisen.

Rebekka, als Laie denkt man, einfach mal ein paar Songs anderer Leute aufzunehmen, kann so schwer nicht sein. Würdest du widersprechen?

Rebekka Bakken: Aber vehement! Meine eigene Musik kann ich mit all ihren Stärken und Schwächen sehr gut einschätzen. Ich lebe schließlich meist monatelang mit diesen Songs, bevor ich sie aufnehme. Wenn ich einen Song, den ich nicht selbst geschrieben habe, verstehen und einschätzen will, bleibt mir nur die Möglichkeit, tief in die Materie einzutauchen und dem Stück quasi blind zu vertrauen. Und nicht nur das. Ich muss mir auch selbst zutrauen, dieses spezielle Lied zu erobern.

Ist es das, worum es in der Musik geht? Vertrauen?

Bakken: Ich würde es nicht nur auf die Musik beschränken. Vertrauen ist für uns Menschen eine ganz entscheidende Basis. Misstrauen ist toxisch: Es kann Freundschaften, Beziehungen, ein ganzes Leben zerstören. Ich selbst habe zum Glück sehr früh verinnerlicht, mir selbst und anderen zu vertrauen – nicht blind, aber doch wohlwollend und mit einem gewissen Vorschuss.

Du hast dir für „Always on my Mind“ einige wunderbare und weniger bekannte Songs ausgesucht, wie etwa „Break my Heart again“ von Finneas. Andererseits sind superberühmte Lieder wie „Vincent“ von Don McLean, „Why“ von Annie Lennox und „Yesterday“ von den Beatles dabei.

Bakken: Einige dieser Lieder fallen eindeutig in die Kategorie: Das kannst du doch jetzt nicht bringen, oder? (lacht). Aber zum Vertrauen gehört die Freiheit. Ich nehme mir die Freiheit, heilige Songs zu interpretieren.

Und so schrecken dich auch Kitschballaden wie „(Everything I do) I do it for you“ von Bryan Adams und Roxettes „It must have been Love“ nicht ab?

Bakken: Nein, im Gegenteil. Sie spornen mich erst richtig an. In meiner Jugend habe ich mich stark zu diesen großen Balladen hingezogen gefühlt, sie haben mir ein bisschen Ruhe und Balance in meinem recht wilden Leben geschenkt. „It must have been Love“ ist außerdem ein richtig schöner Song. Ich habe ihn musikalisch entkleidet, und nackt mochte ich ihn sogar noch lieber. Die meisten Songs lernst du erst richtig kennen, wenn sie nackt sind (lacht).

„Little Rebel“ stammt von dem norwegischen Musiker Casino Steel. Was verbindet dich mit ihm und mit dem Thema des Songs?

Bakken: Casino Steel wohnt bei mir in Oslo in der erweiterten Nachbarschaft. Und auch ich bin eine kleine Rebellin gewesen. Oder eine große? Ich war jedenfalls kein pflegeleichter Teenager. Ab 14, 15 habe ich nur noch gemacht, was ich wollte. Von da an habe ich keine Angst mehr gehabt, und das kommt mir in meiner Karriere und in meinem Leben an sich zu gute. Aber für meine Eltern war es hart. Sie sind manchmal nachts durchs Dorf gefahren und haben mich gesucht.

Wie hast du auf ihr mangelndes Vertrauen reagiert?

Bakken: Einmal habe ich einen Stapel mit zwanzig wirklich guten und nicht billigen Tellern genommen und mit Karacho auf den Boden geschmissen. Naja, mein Sohn ist jetzt acht. Diese Anekdote werde ich ihm mal lieber nicht so bald erzählen (lacht).

 

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