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David Thomas / Pere Ubu: Pere Ubu, David Thomas

Pere Ubu, David Thomas

David Thomas, der bei Pere Ubu für Songs, Konzeption und das Aufrechterhalten des hohen Anspruchs zuständig ist, behauptet gern, seine Band sei sehr unterhaltsam und sehr künstlerisch. Aber richtig losrocken ist Pere Ubus Sache nicht – immer zwingen sie sich, Avantgarde sein. So werden ihre Alben stets zu rätselhaften Exkursionen in seltsame Gegenden, aus denen noch kein Popstar lebend zurückkehrte … Das gilt auch für ihr neues Album „Pennsylvania“ (Cooking Vinyl / Indigo).

KULTUR!NEWS: David, wie kommt es, daß eure Plattenfirmen euch immer machen lassen, was Ihr wollt?

David Thomas: Sie haben zuviel Angst vor uns, um uns reinreden. Unser Labelchef ist langjähriger Fan. Er wollte uns unbedingt haben und will garantiert nicht als der Mann, der Pere Ubu auf dem Gewissen hat, in die Geschichte eingehen. Früher, beim kleinen Label, sind alle in Ehrfurcht erstarrt – und man redete uns nicht rein. Manchmal wünschte ich fast, jemand würde uns sagen, was wir tun sollten. So sind wir immer auf unsere eigenen Mittel angewiesen.

K!N: Ihr habt dem Sony-Konzern Verrat an der Musik vorgeworfen, weil die technischen Möglichkeiten der CD nicht genutzt werden könnten. Ist das nicht eine recht einsame Kampagne?

David Thomas: Ich würde gern etwas von dem japanischen Geld in unsere Taschen umleiten, ich sähe sie liebend gerne ihre Moneten an uns verschwenden; aber das Ganze fing als Witz an und wurde maßlos übertrieben. Sie haben die falsche Aufnahmefrequenz für digitale Töne gewählt; das ist schlimm genug, aber bestimmt nicht das Verbrechen des Jahrhunderts.

K!N: Hat das, was in euren Songs passiert, eigentlich irgend etwas mit der Realität zu tun?

David Thomas: Es sind Ansichten und Gefühle, die jeder andere auch hat. Alles kann prinzipiell zu einem Song werden. Ich nehme nur ganz bestimmte Details einer Geschichte auf: was für Schuhe jemand trägt, welche Uhrzeit es gerade ist. Aber erst der Zuhörer schafft die ganze Geschichte. In einem Stummfilm bekam ein Schauspieler Unterwäsche mit Monogramm, weil die Figur so etwas gehabt hätte. Niemand konnte das Monogramm im Film sehen, aber es war da und es machte die Figur komplexer und wahrer. So ist es mit unseren Songs.

Interview: Rolf von der Reith

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