Denzel Washington
Denzel Washington wird auch nicht jünger. Nun ist er schon bald 50 und landet dennoch regelmäßig auf den Listen mit den schönsten Menschen der Welt. Ab 9. September ist Washington im Rachedrama „Mann unter Feuer“ zu sehen. Und hier spricht er über das Alter, Gott und Gewalt.
_ulysses: Wenn man sagen würde, Sie seien der beste afroamerikanische Schauspieler unserer Zeit. Was sagen Sie dann dazu?
Washington: Herzlichen Dank.
_ulysses: Das ist alles?
Washington: Ich will den Leuten keine Unehrlichkeit unterstellen, aber ich verlasse mich generell nicht darauf, was andere sagen. Ich bedanke mich, und das war’s. Mein Leben ist nicht von der Meinung anderer Menschen abhängig. Es hat meiner Karriere in der Vergangenheit nicht geholfen, es wird mir auch in Zukunft nichts bringen.
_ulysses: Sie werden bald fünfzig Jahre alt. Beschäftigt Sie das?
Washington: Jeder Tag ist für mich wie ein Geburtstag. Wenn ich fünfzig werde, akzeptiere ich das als gegebene Tatsache. Ich trainiere täglich, habe einen klaren Verstand und fühle mich großartig. Mein Geschenk an mich selbst ist Gesundheit und Zufriedenheit. Ich werde auch in Zukunft versuchen, mich nicht von bestimmten Umständen kontrollieren zu lassen. Ich werde in diesem Jahr weiter an mir arbeiten.
_ulysses: Was genau meinen Sie damit?
Washington: Na, mit den Jahren wird man weiser und versteht die Unterschiede zwischen einem jungen und einem alten Mann. Ein Youngster will losziehen und möglichst viele Girls abschleppen. Ich will auch noch losziehen, aber eher, um ein Bier zu trinken. Man lernt einfach, sein Leben zu vereinfachen. Alles wird simpler, als Schauspieler und Mensch habe ich meine Erfahrungen gesammelt. Ich weiß, was es heißt, berühmt zu sein und was das alles mit sich bringt. Mich berührt es einfach nicht mehr so wie einen Zwanzigjährigen.
_ulysses: Sie erwähnten vorhin Gottes Gnade. Sind Sie sehr gläubig?
Washington: Gott steht an oberster Stelle, er ist der Atem des Lebens. Für mich ist er der Grund, warum ich hier stehe und all diese Fähigkeiten besitze. Wir versteifen uns zu sehr auf weltliche Dinge, dabei geht es nicht darum, wer mehr Geld hat oder berühmter ist. Es geht darum, wie man helfen kann. Heute haben ein paar Feuerwehrmänner auf dem Sunset Strip in Hollywood Geld für kranke Menschen gesammelt. Vielleicht kann ich hundert Dollar spenden, der nächste Passant dagegen nur fünf. Macht mich das zu einem besseren Menschen? Nein, es geht darum, überhaupt etwas zu geben.
_ulysses: George W. Bush missbraucht Gott zu seinen eigenen Zwecken. Sätze wie „Gott segne dich, Gott segne Amerika, Gott segne uns alle“ sind bei ihm Standard …
Washington: Ich habe nichts dagegen, solange Gottes Segen auch alle mit einschließt. Schlimm wird es, wenn jemand behauptet, dass Gottes Segen den einen mehr trifft als jemand anderen. Ich meine das jetzt nicht auf Mr. Bush bezogen, eher allgemein. Egal, ob Christen, Muslime oder Juden. Niemand sollte behaupten, dass Gott den einen mehr bevorzugt als den anderen.
_ulysses: Sie spielen mit Vorliebe in gewalttätigen Filmen mit. Haben Sie gar kein Problem damit?
Washington: Erst gestern habe ich ein Video gesehen, in dem ein Junge durch L.A. gejagt wurde. Irgendwann gab er auf und reckte seine Arme in die Höhe. Darauf entbrannte eine ziemliche Prügelei. Das Ganze war real. Gewalt ist Realität! Für einen Film zahlt man seine zehn Dollar, nimmt die Freundin am Arm, trinkt Cola, isst Popkorn und entflieht für ein paar Stunden der Realität. In „Mann unter Feuer“ gibt es rein gar nichts, was Kids dazu ermutigen könnte, sich genauso zu benehmen wie der ,coole Denzel’.
_ulysses: Wie stehen Sie als gläubiger Mensch zur Todesstrafe?
Washington: Ich lese regelmäßig die Bibel. Da heißt es an einigen Stellen, dass man bei einem Streit auch die andere Wange hinhalten soll, in anderen wiederum liest man ,Auge um Auge, Zahn um Zahn’. Manchmal weiß ich selbst nicht, was nun richtig ist und was nicht. Aber tief in meinem Herzen fühle ich, dass man nicht das Recht hat, einen Menschen zu töten.
Interview: Rico Pfirstinger