„Der Rabe“ bei Arte: Fake News in den 40ern
In einem französischen Dorf während der deutschen Besatzung: Ein anonymer Verfasser von Briefen bringt die Einwohner mit perfiden Anschuldigungen gegeneinander auf.
Heute bei Arte und bis 8. Dezember in der Arte-Mediathek verfügbar: Henri-Georges Clouzots intensives Krimidrama „Der Rabe“ über eine Kleinstadt, in der ein anonymer Briefeschreiber während der deutschen Besatzung Frankreichs die Leute anschwärzt und sie gegeneinander aufhetzt.
Der Alltag in einer provinziellen Kleinstadt wird durch eine Welle anonymer Briefe gestört; Briefe, die sogar die respektiertesten Männer der Stadt betreffen, die Ärzte und die Vertreter der Staatsgewalt. Der „Rabe“, offenbar Verfasser der Schriften, beschuldigt sie darin verschiedener Dinge und sät so Zwietracht in der Gemeinschaft. Zum Beispiel wirft er dem Arzt Rémy Germain (Pierre Fresnay) vor, illegal Abtreibungen vorzunehmen. Auch soll er diverse Affäre mit verschiedenene Frauen haben, darunter auch mit Laura (Micheline Francey), der Ehefrau seines Kollegen Michel (Pierre Larquey).
Immer mehr Einwohner sind Opfer krasser Unterstellungen und der Rufmordkampagne des „Raben“, der detaillierte Kenntnisse über die Geschehnisse in der Kleinstadt hat und diese nutzt, um Misstrauen im Ort zu verbreiten. Und es funktioniert: Die Leute fangen an, sich gegenseitig zu beschuldigen und gehen dem „Raben“ so in die Falle. Doch wer ist der Übeltäter?
Regisseur Clouzot prangert das Spitzel- und Denunziantentum im besetzten Frankreich an. Das sorgte zum einen für Ärger mit den Nazis, aber auch nach der Befreiung waren die Franzosen erst nicht bereit, dieses realistische, negative Bild ihres Verhaltens hinzunehmen. Clouzot erhielt ein lebenslanges Berufsverbot (wegen angeblich zu großer Nähe zum Feind!), Hauptdarsteller Fresnay kam gar für sechs Wochen ins Gefängnis. 1947 dann wurde Clouzot begnadigt, „Der Rabe“ kam erneut in die Kinos – und wurde ein großer Erfolg.