Zum Inhalt springen

Der Schamane und die Schlange

Eine Reise durch das Amazonasgebiet, eingefangen in atemberaubendem Schwarz-Weiß: "Der Schamane und die Schlange" ist eine monumentale Filmerfahrung.

Die Forscher Theodor Koch-Grünberg und Richard Evans Schultes reisen beide 1909 respektive 1940 durch das Amazonasgebiet, um das Verhalten der dort angesiedelten Völker zu studieren – und die seltene Yakrunapflanze zu finden. Beide hoffen auf deren heilende und berauschende Wirkung: Koch-Grünberg kämpft mit einer seelischen Erkrankung, Evans Schultes hat noch nie in seinem Leben geträumt …

Ciro Guerras Schwarz-Weiß-Film nimmt in der heutigen Kinolandschaft eine singuläre Stellung ein: eine monumentale Filmerfahrung, vergleichbar allenfalls mit Werner Herzogs „Aguirre, der Zorn Gottes“ (1972) oder „Apocalypse Now“ (1979). Guerra spürt den Mythen der indigenen Völker Südamerikas nach, gleichzeitig sticht er wütend in die offene Wunde namens Kolonialismus: Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts begegnet der Schamane Karamakate, der die Wissenschaftler begleitet, Besuchern aus der „zivilisierten“ Welt mit Skepsis – 40 Jahre später ist er der letzte Überlebende seines Stammes, entwurzelt und seiner Identität beraubt.

Der Film taucht tief ein ins Herz der Finsternis – immer an den Windungen des sich scheinbar ins Unendliche schlängelnden Flusses entlang, vorbei an vernebelten Berggipfeln und dem Dickicht des Urwaldes, dessen Farben man spüren kann, obwohl doch nirgends Farben zu sehen sind. Alles hier ist fremd und unendlich vertraut zugleich, wie es, ja, sonst nur in Träumen der Fall ist. Ein vielschichtiges Meisterwerk, das uns endlich wieder ungebrochen staunen lässt – über den großen grenzenlosen Traum, der Kino heißt. sb

„Der Schamane und die Schlange“ ist ab 7. 10. auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Beitrag teilen: