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„Der Schatten“: Du wirst schon bald morden!

Der Schatten ZDFneo ZDF-Mediathek
Der jungen Journalistin Norah Richter (Deleila Piasko) macht nicht nur die Wiener Sommerhitze zu schaffen. Sie treibt auch die Frage rum, wieso eine Bettlerin ihr sagt, dass Sie am 13.08. einen fremden Mann auf dem Prater umbringen wird. (Foto: ZDF/Pascal Schmit)

Die Serie „Der Schatten“ startet jetzt auf ZDFneo und in der ZDF-Mediathek. Der Psychothriller ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Melanie Raabe mit Deleila Piasko und Andreas Pietschmann in den Hauptrollen.

„Der Schatten“: Wenn das Trauma hochkommt

„Die Norah wird ressortübergreifend arbeiten, das heißt: Reportagen, Meinungsstücke über Politik, Kunst, Gesellschaft machen.“ Schon als Norah der Redaktion des frisch aus dem Boden gestampften Wiener Magazins Neue Normalität vorgestellt wird, schlägt Norah, der Protagonistin der Thrillerserie „Der Schatten“ (ab sofort auf ZDFneo und in der ZDF-Mediathek) so was wie Neid entgegen. Vor allem ihr Tischnachbar Emil, der das Kunstressort aufbaut, ist bald schon ihr Gegner, denn auf Wunsch des Künstlers Wolfgang Balder (Andreas Pietschmann, „Dark“, „1899“) soll sie ein Porträt über ihn schreiben und nicht ihr Kollege Emil. Norah (gut: Deleila Piasko, „Stasikomödie“, „Transatlantic“) hatte in Berlin in ihrem früheren Job bereits einmal sehr negativ über Bader geschrieben, und genau diesen kritischen Ansatz möchte Bader jetzt in seinem, wie er sagt: letzten Porträt haben. Denn, so sagt er Norah in einem ersten Gespräch, er hat Bauchspeicheldrüsenkrebs und wird bald sterben.

Doch das ist nur der eine Handlungsstrang in der Serie „Der Schatten“. Norah hat eine traumatische Vergangenheit: In ihrer Teenagerzeit hat sich ihre beste Freundin Valerie umgebracht, woraufhin sich Valeries Familie von Norah abwendet, denn Valerie hat in einem letzten Brief sehr schlecht über Norah geschrieben. Jetzt ganz frisch in Wien angekommen, wird Norah von einer alten obdachlosen Bettlerin angesprochen, die ihr prophezeit, dass Norah in wenigen Wochen einen gewissen Arthur Grimm ermorden wird – aus einem plausiblen Grund. Norah kenn keinen Arthur Grimm, doch als sie die Bettlerin nur wenige Tage später ertrunken im Fluss auffindet und gleich danach eine SMS mit unbekanntem Absender erhält mit der Warnung, dass Arthur Grimm gefährtlich sei, glaubt Norah sich verfolgt, zumal auch in ihrer Wohnung immer seltsamere Dinge passieren, Fremde auf der Straße sie mit Valerie ansprechen und Briefe auftauchen, die angeblich sie geschrieben hat.

„Der Schatten“: Einbettung des Plots ins kulturelle Umfeld ist bemüht

Über den Plot des Thrillers darf eh nicht viel verraten werden, aber nach Sichtung von knapp zwei der insgesamt sechs Folgen ist da auch noch nicht möglich. Was aber möglich ist, ist die Einordnung des kulturellen Umfeldes, in dem Norah lebt und arbeitet. Und dieses Umfeld in der Serie „Der Schatten“ ist sehr bemüht bis hehauptet. Das fängt beim Magazin Neue Normalität an. Der Titel ist ein vielbemühter Begriff für die Durchsetzung von Diversität, aber auch von ökologischem Bewusstsein und dem Wissen um die Notwendigkeit von Tierschutz und um den Verzicht auf Fleisch bei der Ernährung. Dass der Chefredakteur eines neuen Magazins mit solchem Schwerpunkt – und davon ist bei diesem Titel auszugehen – Norahs Wunsch nach einer Story über obdachlose Frauen zurückweist, ist zwar ein gelungener Joke am Rande: „Ich muss gestehen, Obdachlosigkeit ist jetzt nicht mein Lieblingsthema. Da fehlt mit ein bisserl der … der … der. Aber da reden wir einfach noch mal drüber.“ Mehr aber erfährt man vom Profil des Magazins nicht, nur eins: Große Namen wie der des Künstlers Wolfgang Balder im Heft sind zum Start enorm wichtig.

Nein, auch die Kunstszene mit Balder und seiner Entourage – er scheint so was wie ein Guru zu sein, der seine Nachwuchstruppe fest im Griff hat, eine Künsterlin hat sich vor wenigen Monaten erst vor laufender Kamera im Gesicht verstümmelt, was Norah in einem Artikel auch heftig kritisiert hatte –; diese Art der Kunstszene wäre im Zeitalter von #meetoo schlechterdings nicht mehr möglich, in der Serie „Der Schatten“ wird Balder in der Kunstszene gerfeiert, abgesehen von einzelnen zur Gewalt neigenden Besuchern bei Vernissagen. Das alles wirkt doch sehr aufgesetzt und behauptet, mit Leben gefüllt wird dieses Setting in „Der Schatten“ aber nicht. Hier aber muss jetzt zum Abschluss die Kritik abgefedert werden: So schlecht wie der gleich unten stehene Trailer ist die Serie absolut nicht! Wer den zusammengeschuster hat, hat dem Thriller absolut keinen Gefallen getan.

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