„Der schlimmste Mensch der Welt“ bei Arte
Die junge Julie sucht ihren Lebensweg. Will sie Kinder kriegen? Den älteren Comiczeichner Aksel heiraten? Oder lieber den coolen, aber ungebildeten Eivind?
Bei Arte und bis 13. Juni in der Arte Mediathek verfügbar: Der norwegische Regisseur Joachim Trier dreht Filme über junge Menschen, die nicht so recht wissen, wohin mit sich und ihrem Leben. Hier hat er ein besonders orientierungsloses Exemplar.
Zum Abschluss seiner Oslo-Trilogie ist er mit „Der schlimmste Mensch der Welt“ nach zwei ambitionierten Jungschriftstellern („Auf Anfang“, 2006) und einem suizidalen Ex-Drogensüchtigen („Oslo, 31. August“, 2011) bei der Endzwanzigerin Julie (Renate Reinsve) angekommen. Julie ist nicht der schlimmste Mensch der Welt, hat aber das Generation-X-Problem: Sie weiß nicht, was sie will. Medizin studieren? Doch lieber Psychologie! Nein, Fotografin werden, das will Julie. Kinder kriegen aber auf keinen Fall. Den älteren Comiczeichner Aksel (Anders Danielsen Lie) lieben, ja, aber der hat so viele Freunde mit Kindern, mit denen er beim Essen über Freud spricht, das ist so erwachsen und verkopft, und überhaupt: Wo ist das wilde Flimmern der Leidenschaft? Bei dem gleichaltrigen Eivind (Herbert Nordrum) – aber der liest ja nie ein Buch und arbeitet nur im Kaffeeladen …
Joachim Trier schickt Julie wie seine früheren Protagonisten auf eine mäandernde Tour de Force durch die Optionen des Daseins, mit langen Dialogszenen und Spielereien wie Comicszenen und einer Welt, die in Julies Liebestaumel um sie herum stehenbleibt. Am Ende muss in Julie die nicht ganz neue, jedoch zeitlose Erkenntnis reifen: Der Umweg führt ans Ziel …