Der Theatermacher: Schauspielhaus, Dortmund
Das schrille Künstlergenie: Kay Voges inszeniert Thomas Bernhard
Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ ist eigentlich eine klassische Hinterbühnenkomödie: Bühnenstar Bruscon will ein pathostriefendes Menschheitsdrama namens „Das Rad der Geschichte“ aufführen, aber das Ensemble ist minderbegabt, das Publikum begriffsstutzig, die Bühnentechnik untauglich, und die Stückvorlage leider Gottes auch nicht so toll wie Bruscon sich das vorstellt.
Aber wie immer bei Bernhard geht es auch hier nicht nur darum, über den sich selbst überschätzenden Künstler zu lachen, „Der Theatermacher“ ist auch eine gnadenlose Abrechnung mit einem ins geniehafte überhöhten Künstlertum, wie sie gerade in Bernhards Heimat Österreich schrille Blüten treibt.
Im Ruhrgebiet hingegen pflegt man ein weniger barockes Künstlerbild, wobei: Seit dem Strukturwandel wird der Kultur auch hier identitätsstiftende Kraft zugeschrieben. Gerade in Dortmund, wo Schauspielintendant Kay Voges nach ersten Schwierigkeiten sich mittlerweile nicht nur zum wichtigsten Erneuererer der lokalen Bühnenkunst mauserte sondern zur Theaterhoffnung des gesamten deutschsprachigen Raums. Ob Voges so etwas zu Kopf steigt? Ein Stück wie „Der Theatermacher“ dürfte die Verhältnisse gerade rücken, zumal der Intendant hier auch selbst inszeniert.