„Déserts – Für eine Handvoll Dirham“: Geld in Marokkos Bergdörfern
Geldeintreiber in einer fremden Welt: Am Donnerstag startet im Kino die Tragikomödie „Déserts – Für eine Handvoll Dirham“ des Regisseurs Faouzi Bensaïdi.
Wenn Geldeintreiber in fremde Konfklikte hineingezogen werden, kann großes Durcheinander entstehen. Regisseur Faouzi Bensaïdi macht aus dieser Konstellation in „Déserts – Für eine Handvoll Dirham“ einen ganz eigenen Film.
Mehdi (Fehd Benchemsi) und Hamid (Abdelhadi Teleb) sind umgekehrte Robin Hoods: Im Auftrag von Kredithaien aus Casablanca sind die Geldeintreiber in der Tragikomödie „Déserts – Für eine Handvoll Dirham“ in den ärmlichen Bergdörfern im Süden Marokkos unterwegs, um säumigen Schuldnern das letzte Bisschen abzuknöpfen, was sie haben – Bares ist nur selten dabei, aber statt Dirham nehmen sie notfalls auch einen ausgelatschten Teppich oder ein Zicklein mit. Der trockene, wortkarge Humor, mit dem Regisseur Faouzi Bensaïdi sein staubiges Road Movie inszeniert, ist an Ikonen des Autorenfilms wie Aki Kaurismäki und Jim Jarmusch geschult – aber Bensaïdi belässt es nicht dabei, einfach nur das altbekannte Buddy Movie mit einer marokkanischen Variante zu versehen. Denn die Good Cop/Bad Cop-Nummer, die Mehdi und Hamid aufführen, kommt zu einem Ende, als sich die beiden in eine Familienfehde hineinziehen lassen und sich in einem archaischen Gewirr von wahrer Liebe, Mordgelüsten und illegalem Alkohol verirren. Bensaïdi wechselt dabei zu einem magischen Realismus, in dem die stets im Anzug gekleideten Geldeintreiber wie Abgesandte aus einer fremden Welt wirken. Dass man sich beim Abspann nicht sicher sein kann, ob man gerade eine Komödie oder ein Drama gesehen hat, spricht für Bensaïdis Kunst, den Zuschauer in eine Welt hineinzuziehen, in der nur wenig tatsächlich so ist, wie es anfangs scheint.