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Detlev Buck in der künstlerischen Provinz

Sophia Thomalla, Sasha Geršak und Kostja Ullmann (von links) in „Wir könne nicht anders“ von Detlev Buck
Sophia Thomalla, Sascha Geršak und Kostja Ullmann (von links) in „Wir können nicht anders“ von Detlev Buck (Foto: Netflix)

Buck, was machst du denn? Blut und Ballerei und blöde Gags auf dem Land? Nicht dein Ernst! Oder etwa doch?

Eigentlich sollte „Wir können nicht anders“ Ende diesen Jahres ins Kino kommen. Wegen der Pandemie und den Kinoschließungen läuft der neue Film von Detlev Buck nun bei Netflix. Und das muss gar nicht mal schlecht sein – denn im Kino würde die Gangsterklamotte nur besseren Filmen den Spielplatz wegnehmen, auf dem Netflix-Server ist dagegen genug Speicherplatz. Das klingt harsch, aber Bucks blutige Ballade aus der Provinz funktioniert von vorne bis hinten nicht. Oft wirkt sie, als hätte man die sabbelig-norddeutschen Dialoge von Bucks erstem großen Erfolg „Wir können auch anders“ (mit dem der neue Film trotz Titelähnlichkeit nichts gemein hat) über eine harte Gaunergeschichte gelegt. Das klamaukeske Gebaren der Figuren passt eigentlich nie zum gewalttätigen Ernst der Lage. Das soll wohl lustig sei, ist aber wie ein Blindgänger in einer der vielen dicken Wummen , die dem Juniorprofessor Samuel (Kostja Ullmann) ins Gesicht gefuchtelt werden.

Detlev Buck: Das flenst!

Samuel lernt holterdipolter die junge Edda (Alli Neumann) kennen, man verknallt sich heftig, pennt miteinander, sie lädt ihn spontan aufs Land zu ihrer Familie zum Nikolaus ein. Bevor man sich versieht, läuft Samuel im Wald in eine geplante Erschießung hinein. Der Dorfgangster/Investor Hermann (Sascha Geršak) will einen seiner Leute bestrafen, der sich in Hermanns Schnitte (Sophia Thomalla) verliebt hat. Ab dann schlägt der Film Haken wie ein unter Drogen gesetzter Hase, der aus dem Versuchslabor ausgebrochen ist. Tarantinohafte Coen-Brüder-Story, coeneske Tarantino-Groteske? Man weiß es nicht. Hauptsache ist, die Optik ist weihnachtlich bunt und die Szenen sind perfekt ausgeleuchtet. Das Äußere war Buck  immer schon wichtiger als die Handlung. Hier führt er das zu neuen Höhen, ähm: Tiefen. Eine wie auch immer geartete Story hinter den derben Aktionen der Figuren, gibt es nicht, die Motivation für den immer mehr Amok laufenden Hermann ist nicht existent. Aber wichtig ist: Es wird gemordet, mit dem Flachland-Fischkopf-Duktus einer Flensburger-Pilsener-Werbung. Vielleicht ist das auch eigentlich ein dreistündiger 106-Minüter, und die ganze Handlung ist im Schneideraum vergessen worden? Wer weiß.

Wir können auch nicht anders

Klar, man muss jetzt nicht ins Kino laufen muss für für diesen Film, sondern kann ihn einfach wegstreamen. Doch es bleibt festzustellen: Detlev Buck ist eindeutig die Lust vergangen, sich richtig anzustrengen für einen Film. Das ist beschämend und für den Zuschauer auch eine kleine Beleidigung, das müssen wir schon sagen. Wir können nicht anders. Aber es ist bald Weihnachten – und da wollen wir einem ärgerlichen Film und seinem Macher auch mal vergeben …

„Wir können nicht anders“ gibt es bei Netflix.

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