Deutsches Schauspielhaus hat die Spielzeit eröffnet
Das Deutsche Schauspielhaus hat seine Spielzeit 2021/22 eröffnet. Premiere feierten „Richard the Kid & the King“ und „Café Populaire“.
Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg hat die neue Spielzeit gestartet. Zum Auftakt kam unter der Regie von Karin Henkel „Richard the Kid & the King“ zur Premiere, eine Kooperation mit den Salzburger Festspielen, wo da Stück Ende August zu sehen war und begeisterte, vor allem Hauptdarstellerin Lina Beckmann als King Richard. Henkel hat sich aus William Shakespeares Stücken „Richard III.“ und Henrich VI.“ sowie aus Teilen von Lutz Percevals und Tom Lanoyes „Schlachten“, dem zwölfstündigen Marathon aus Shakespeares acht Königsdramen von 1999, eine eigene Fassung gebaut.
Deutsches Schauspielhaus: Richard, das geborene Monster?
Mit der furiosen Beckmann als Richard widmet sich Henkel der Kindheit und der Familiengeschichte des grausamen Tyrannen. Sind Machtgier und Skrupellosigkeit in die Wiege gelegt? Folgen einer furchtbaren Kindheit? Oder gibt es einfach keine Erklärung für gierige, gewalttätige, boshafte und egomanische Machtmenschen? Explizit wird es nicht erwähnt, aber man denkt dabei natürlich an rechte Populisten wie Donald Trump oder Jair Bolsonaro und an Autokraten wie Wladimir Putin oder Recep Tayyip Erdogan. Was das Schauspielhaus zu Richard fragt, kann man ohne Abänderungen auf diese Demokratiefeinde übertragen und es zeigt die Aktualität der Inszenierung: „Warum spielen alle mit, obwohl sie um die Lügen und das falsche Spiel Richards wissen? Wie gelingt Richard der zynische Spagat , die Menschen einerseits aus Tiefste zu verabscheuen, sie andererseits aber doch für seine Zwecke zu gewinnen? (…) Shakespeare zeigt auf eindrückliche Weise das kollektive Versagen eines ganzen Landes und die Deformation einer verunsicherten Gesellschaft, deren zunehmende Verrohung den Aufstieg des Tyrannen erst ermöglicht.“
Deutsches Schauspielhaus Malersaal: Subversive Satire in „Café Populaire“
Im Malersaal feiert am die von Autorin Nora Abdel-Maksoud extra für die Hamburger Inszenierung geschriebene Fassung ihrer 2018er-Satire „Café Populaire“ Premiere. Die 1983 in München geborene Schauspielerin, Dramatikerin und Regisseurin lässt in ihrem rasanten Stück eine altlinke Hospizbewohnerin, eine gutmenschelnde Bildungsbürgerin, einen Paketboten mit Migrationshintergrund und ein neoliberales Arschloch aufeinandertreffen – und schaut dann, was passiert, wenn man in dieser Race-Class-und-Gender-Thematik die politische Korrektheit weglässt. „Wie steht es eigentlich wirklich um unsere Weltoffenheit? Welche Rolle spielt Geld, spielt Klasse, spielen soziale Klischees in unserer Gesellschaft?“