Diane Kruger
Na klasse: Das dachte man nach „Troja“, Diana Kruger sei die erste deutsche Schauspielerin seit Marlene Dietrich, die Hollywood im Sturm erobert. Und dann hat man auch noch Recht. u_magazine traf die 28-jährige aus Algermissen nahe Hildesheim zum Start ihres neues Films „Sehnsüchtig“ in Los Angeles.
u_magazine: Diane, Sie wollten eigentlich mal Balletttänzerin werden …
Diane Kruger: Ja, aber dann habe ich mir eine Verletzung zugezogen, die mich zwang, der Realität ins Auge zu sehen. Mein Knie schmerzte ziemlich beim Tanzen. Ich hätte schon noch weiter machen können, aber mir wurde klar, was dies für ein harter Weg sein würde. Und ich war nicht bereit, mein Leben dafür zu opfern. Ich war damals 13 und hatte elf Jahre Tanzerei hinter mir.
u_magazine: Jetzt wirbeln Sie in „Sehnsüchtig“ Josh Hartnett durch die Wohnung. Wie gut tanzt er?
Kruger: Sagen wir mal okay. Er kriegt eine Eins fürs Mühegeben.
u_magazine: Was macht ihn eigentlich so attraktiv?
Kruger: Er ist erstaunlich reserviert, fast schüchtern. Dabei sieht er wahnsinnig gut aus, ist ein erfolgreicher Schauspieler und könnte sich locker was drauf einbilden. Die Mädchen stehen Schlange, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Ich finde seine Bescheidenheit faszinierend.
u_magazine: Außerdem drehen Sie mit Hollywood-Herzensbrechern wie Brad Pitt und Nicolas Cage. Sind die wirklich so unwiderstehlich?
Kruger: Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde: Die sind ganz normal, nichts besonderes. Es ist schon ziemlich surreal, neben diesen Männern auf dem Set zu stehen. Ich muss mich manchmal kneifen, weil ich denke: Du hast doch nicht wirklich gerade einen Film mit Nicolas Cage gemacht, oder? Ich habe alle seine Filme gesehen, seit ich zehn bin, und jetzt spiele ich seine Geliebte! Ich fühle mich vom Schicksal sehr, sehr, sehr bevorzugt.
u_magazine: Sammeln Sie von den Jungs Autogramme und schicken Sie nach Hause?
Kruger: Ja, das mache ich wirklich! Mein Bruder und meine Mutter wollen von jedem ein Autogramm! Sie sind bei der „Troja“-Premiere in Berlin gewesen, und ich habe ein Bild von jedem einzelnen meiner Familienmitglieder und Freunde mit Brad Pitt! Brad muss sich gedacht haben: Na, super …
u_magazine: Immerhin posierte er mit der Familie des neuen Louis-Vuitton-Gesichts. Und Sie haben niemand Geringeres als Jennifer Lopez ersetzt!
Kruger: Nein, ganz so ist es nicht. Vuitton kam auf mich zu, weil sie etwas mit vier jungen Schauspielerinnen machen wollten. Nun bin ich mit Scarlett Johansson, Christina Ricci und Chloe Sevigny Teil ihrer Kampagne, die ein bisschen an den alten Hollywood-Glamour appelliert.
u_magazine: Wie sieht Ihr persönlicher Stil aus?
Kruger: Ich persönlich mag zeitlose, schlichte Dinge, aber ich verehre Leute wie Kate Moss. Aber dann versuche ich wie sie, Stile zu mischen und Kleidungsstücke so zu kombinieren, dass sie total cool aussehen – und muss feststellen, ich habe dieses Talent einfach nicht. (lacht) Gott sei Dank sind mir hochtalentierte Menschen behilflich, wenn ich mich für einen Auftritt auf dem roten Teppich kleiden muss! Ich mag Mode, aber ich kaufe am Ende immer dieselben Sachen. Hier (zeigt auf ihre Kleidung), das ist ein 50-Dollar-Shirt, und mein Rock ist von Gucci.
u_magazine: Sie sind mit dem Franzosen Guillaume Canet aus „The Beach“ verheiratet. Konkurrieren Sie in Sachen Karriere?
Kruger: Nein, wir haben eine Abmachung, die Dinge streng getrennt zu halten. Er ist frei, sich für die Dinge zu entscheiden, die er für richtig hält, auch wenn ich nicht unbedingt zustimme. Und ich mache meine Sachen, auch wenn die ihm nicht immer gefallen. Wir versuchen, so wenig wie möglich vom Beruf und dem Ruhm zu reden, weil das ungesund für eine Beziehung ist.
u_magazine: Manche Schauspieler retten Ihre Ehen, indem sie sich extra kleine Zeitblöcke füreinander reservieren …
Kruger: Ja, das machen wir auch, und ich mache das auch mit Freunden. Sie sind über die ganze Welt verteilt, da muss man manchmal sagen: Okay, wir treffen uns alle nächste Woche für zwei Tage in Miami.
u_magazine: Klingt ziemlich extravagant. Was hält Sie am Boden?
Kruger: Das Leben in Europa, glaube ich. Ich werde immer etwas unruhig, wenn ich in Los Angeles bin. Hier ist man von diesem riesigen Erwartungsdruck umgeben: Was macht sie als nächstes? Kann sie sich halten? Hinter mir, das ist mir klar, stehen schon die nächsten 50 Schauspielerinnen an. Ich habe einen Horror davor, bloß die Spezialität des Monats zu sein. Ich hoffe, dass ich diesen Moment festhalten kann. Deshalb halte ich mich möglichst kurz in Los Angeles auf. Ich bin lieber in Europa und beschäftige mich mit anderen Dingen.
u_magazine: Vermissen Sie Ihre Heimat, die Sie vor zehn Jahren verlassen haben?
Kruger: Nein, nicht wirklich. Ich fühle mich nicht deutsch oder französisch – irgendwie habe ich keine richtigen Wurzeln. Ich fühle mich nicht an ein Land gebunden.
Interview: Lena Schütze