Die besten Bücher 2025: Empfehlungen für den August

Erste Vorboten der Herbstsaison: Die besten Bücher im August 2025 mit Svea Mausolf, Miku Sophie Kühmel und Gaea Schoeters
Auf Instagram verfolgen über 300 000 Menschen die Memes von @sveamaus alias Svea Mausolf. Nun hat sie ihren ersten Roman geschrieben, und vielleicht bricht sie mit „Image“ ja auch auf unserer Liste der besten Bücher im August 2025 alle Rekorde. Sie tritt gegen Gaea Schoeters an, die nach ihrem eindringlichen und schockierenden Erfolgsroman „Trophäe“ mit „Das Geschenk“ nun eine Satire veröffentlicht, die dem politischen Berlin einen Spiegel vorhält. Mirinae Lee will auf unserer Liste der besten Bücher im August 2025 mit ihrem Debüt hoch hinaus: „Die acht Leben der Frau Mook“ ist ein elegantes Vexierspiel, das sich mit den koreanischen Nationaltraumata auseinandersetzt. Und auch Miku Sophie Kühmel ist auf unserer Liste der besten Bücher im August 2025 vertreten: In „Hannah“ schreibt sie über die queere Liebe zwischen Hannah Höch und Til Brugmann.
Er braucht nur wenige Seiten, um in „Die Geschichte des Klangs“ die bewegendste Liebesgeschichte des Buchjahres zu erzählen. Doch Ben Shattuck hat noch viel mehr im Sinn – und spekuliert auch völlig zu recht auf eine Spitzenposition auf unserer Liste der besten Bücher im August 2025. Hinter Kat Eryn Rubik verbirgt sich eine Autorin, die unter anderem Namen bereits zwei sehr erfolgreiche Romane veröffentlicht hat. Wie schlägt sich nun das dunkle Sommerbuch „Furye“ auf unserer Liste der besten Bücher im August 2025? Und schließlich ist da noch Ayelet Gunnar-Goshen, die mit „Ungebetene Gäste“ bereits auf der Bestsellerliste steht und nun auch unsere Liste der besten Bücher im August 2025 erobern will.
Die besten Bücher im August 2025
7. Mirinae Lee: Die acht Leben der Frau Mook
Als die Ich-Erzählerin im Altenheim auf die weißhaarige, aber quicklebendige Frau Mook trifft, um ihr Leben aufzuschreiben, weiß sie noch nicht, worauf sie sich einlässt. Denn die alte Dame behauptet, in einem Jahrhundert koreanischer Geschichte so viel erlebt zu haben, dass Forrest Gump neidisch wäre: Sie hat den Krieg überlebt, war „Trostfrau“ für die Soldaten beider Seiten, will ihren Vater umgebracht und ihre Tochter zur Spionin für den Norden erzogen haben. Mirinae Lee hat Teile ihres Debütromans im Vorfeld als Kurzgeschichten veröffentlicht, und so funktioniert jedes der Kapitel auch als abgeschlossenes, feinfühliges Drama. Was im Aufbau an einen seichten Schelmenroman à la Jonas Jonasson erinnert, erweist sich als weitaus tiefer und ernsthafter, denn die Erfahrungen, die Frau Mook beschreibt, sind voller Schmerz und Gewalt. Und sie sind, wie uns Lee im Nachwort entscheidend informiert, von wahren Begebenheiten inspiriert. So ist der Roman auch eine Auseinandersetzung mit den koreanischen Nationaltraumata – wunderhübsch verpackt in ein elegantes Vexierspiel.
Unionsverlag, 2025, 336 S., 24 Euro
Aus d. Engl. v. Karen Gerwig
6. Ayelet Gundar-Goshen: Ungebetene Gäste
Die israelische Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen ist Psychotherapeutin und hat nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 vor allem als Traumatherapeutin mit Überlebenden des Attentats gearbeitet. Inzwischen schreibt Gundar-Goshen wieder und hat mit „Ungebetene Gäste“ einen neuen Roman veröffentlicht. Darin seziert sie die Psyche der jungen israelischen Mutter Naomi, deren Kleinkind in einem unbeaufsichtigten Moment den Hammer eines Handwerkers vom Balkon fallen lässt und damit einen jungen Mann erschlägt. Weil die Passanten sofort von einem Attentat ausgehen und nach dem Terroristen suchen, schweigt Naomi, weshalb der Handwerker Mohand aus ihrer Wohnung heraus verhaftet wird. Als sie nach drei Tagen endlich bei der Polizei aussagt und den Handwerker entlastet, wird Mohand Wochen später wieder freigelassen.
Ayelet Gundar-Goshen, eine linke Israelin, Gegnerin Netanjahus und auf den Demonstrationen gegen die Regierung präsent, hatte die Idee zum Plot aufgrund einer eigenen Erfahrung der Unsicherheit, als sie alleine mit einem arabischen Handwerker in ihrer Wohnung war. Die Schuld, die die Protagonistin Naoimi mit ihrem Schweigen auf sich lädt, lässt die Familie aus dem Viertel wegziehen und verfolgt sie bis nach Nigeria, wo ihr Mann Juval eine Stelle annimmt. Ayelet Gundar-Goshen legt den Fokus des Romans nicht nur auf schuldhaftes Verschweigen und auf die kleinen Momente des Rassismus im Alltag. Sie schaut auch in die ärmlichen Wohnungen von Arabern, in die Psyche reaktionärer Israelis und auf die moralisch nicht zu legitimierende Zusammenarbeit Israels mit totalitären Staaten.
Kein & Aber, 2025, 306 S., 25 Euro
Aus d. Hebräisch. v. Ruth Achlama
5. Gaea Schoeters: Das Geschenk
Aus Ärger über die Einfuhrbeschränkungen von Jagdtrophäen schlägt der Präsident von Botswana im April 2024 einen Deal vor: Er möchte 20 000 wilde Elefanten nach Deutschland abschieben. Während Kanzler Scholz nicht auf den Vorschlag einsteigt, greift die belgische Autorin Gaea Schoeters diese Idee auf. In „Das Geschenk“ tauchen die Dickhäuter über Nacht in Berlin auf und setzten Kanzler Winkler mächtig unter Druck, dem eh schon die Rechtspopulisten um Holger Fuchs im Nacken sitzen. Zunächst hält Winkler sich ganz gut: Er richtet ein Ministerium für Elefantenangelegenheiten ein, die Tiere werden touristisch vermarktet, und aus den Unmengen ihrer Ausscheidungen kann Dünger produziert werden, den Deutschland sogar exportiert. Doch die Probleme reißen nicht, und plötzlich wird eine Drittstaatenlösung diskutiert … Der Ton ist ganz anders als in ihrem so eindringlichen Erfolgsroman „Trophäe“, doch wenn Schoepers mit dieser extrem spannenden Satire dem politischen Berlin einen Spiegel vorhält, geht es erneut auch um sehr nachdenklich stimmende Einlassungen zum globalen Zusammenleben.
Zsolnay, 2025, 138 S., 22 Euro
Aus d. Niederl. v. Lisa Mensing
4. Miku Sophie Kühmel: Hannah
Gerade hat Hannah Höch mit ihrem Geliebten Raoul Hausmann und dem Dadaismus gebrochen, da verändert ein Zufallstreffen mit Til Brugmann ihr Leben. Von 1926 bis 1936 waren die deutsche Malerin und Grafikerin und die niederländische Schriftstellerin ein Paar. Und lange Zeit überrascht an Miku Sophie Kühmels Tatsachenroman vor allem, wie glatt alles geht: Fast überirdisch gut passen Hannah und Til zusammen, die erste Zeit in Den Haag ist geprägt von Liebe, Lust und Harmonie. Selbst Freund:innen wie Kurt Schwitters und Hannahs Familie akzeptieren ihre Beziehung fraglos. Erst der Rückzug nach Berlin wirft einen Schatten über das Paar, genährt von Tils beruflichen Rückschlägen im Kontrast mit Hannahs Erfolgen – und natürlich dem erst unmerklichen, dann unaufhaltsamen Abrutschen in die Nazi-Diktatur. Irgendwann werden nicht nur Hannahs Bilder verboten, auch ihre Liebe zu Til ist unter dem Druck erstickt worden.
„Die Figuren in diesem Text handeln, träumen, atmen und sind erfunden“, schreibt Kühmel ganz am Anfang des Buchs. Gut recherchiert ist der Roman, greift auch immer wieder auf reale Schriftwechsel und Kalendereinträge zurück. Und doch begegnet Kühmel ihren realen Vorbildern mit der souveränen Respektlosigkeit, die nötig ist, um eine gute Geschichte zu erzählen – von der Art, die womöglich näher an die Wahrheit kommt als jedes Sachbuch. Dabei lässt sie nicht nur eine seit 100 Jahren verflossene Dekade plastisch erlebbar werden, das hilflose Ausharren im Angesicht des sich ausbreitenden Faschismus’ ist auch schmerzhaft relevant. Mit formalen Gedichtschnipseln, dadaistischen Sprachspielen, wie abgelauschten Dialogen und schwankender Perspektive – von Hannah schreibt sie abwechselnd in der zweiten und dritten Person – erinnert die Autorin an die Collage-Technik, die Höch mitentwickelt hat. Auf diese Weise setzt sich ein hochmoderner und zugleich zeitloser Roman zusammen.
S. Fischer, 2025, 304 S., 24 Euro
TOP 3
3. Kat Eryn Rubik: Furye
Sie war Kat Kaufmann und hat vor zehn Jahren zwei Romane mit einem ganz und gar eigenen Sound veröffentlicht. Unter einem anderen Namen ist zwischendurch ein Klavieralbum von ihr erschienen, und jetzt ist die in St. Petersburg geborene und schon lange in Berlin lebende Autorin, Komponistin und Künstlerin eben Kat Eryn Rubik. Da passt es, dass auch die Protagonistin von „Furye“ ihren wahren Namen nicht nennen will und den Handlungsort nur als eine hitzige und raue Stadt am Meer umreißt. Es geht um schillernde Oberflächenwelten und die Abgründe dahinter: Die Ich-Erzählerin arbeitet als erfolgreiche Managerin in der Neoklassikszene, doch ist sie mit sich allein, lassen sie die Schatten der Vergangenheit und die Erinnerungen an ihre überlebensgroße Jugendliebe nicht los. Rubik setzt mit einem vermeintlichen Unfall ein, bei dem drei Menschen sterben, sie arbeitet das mit 17 verfasste Tagebuch der Heldin ein, doch der thrillerhafte Sog von „Furye“ speist sich vor allem aus diesem so vermissten Sound, der Bling-Bling mit Wut, Humor und Melancholie zusammenbringt.
DuMont, 2025, 352 S., 24 Euro
2. Svea Mausolf: Image
Auf Instagram verfolgen über 300 000 Menschen die Memes von @sveamaus alias Svea Mausolf. Sie ist Deutschlands erste Meme-Prominenz. Dabei könnte der Humor der Kunststudium-Abbrecherin, die ihren Blick erbarmungslos in die modrigen Ecken deutscher Kleinbürgerlichkeit wirft, kaum abgründiger sein. Doch wer diesen beklemmenden Ekel mag, wird ihren Debütroman „Image“ lieben. Nach wenigen Kapiteln sind aus allen erdenklichen Körperöffnungen sämtliche Flüssigkeiten ausgetreten, und alle Gedanken, die das anmutige Wesen Mensch in seinen Untiefen versteckt hält, wurden ausgesprochen. Nach einer Nacht, für deren Beschreibung das Wort Absturz noch ein Euphemismus wäre, treffen sich drei junge Frauen zufällig in einer Wohnung und bringen mehr oder weniger aus Versehen einen Mann um. Wie die als Meme-Queen gefeierte Autorin dies inszeniert, geschickt die Perspektiven wechselt und punktgenau beschreibt, ist nicht weniger als brillant und brechend komisch. Mausolfs Roman kann man riechen, hören und am ganzen Körper spüren.
Gutkind, 2025, 256 S., 22 Euro
1. Ben Shattuck: Die Geschichte des Klangs
Im April 1984 bilanziert Lionel seine Liebesbiografie: „Ich hatte nicht die Schuldgefühle, die manche Männer in meiner Generation gehabt hätten. Ich liebte David und dachte nicht weit darüber hinaus. Mein Irrtum war die Annahme, David sei der erste von vielen. Eine erste Kostprobe der Liebe. Ich war gespannt auf meine Zukunft. Wie hätte ich wissen können, dass der ganze Rest – Alex, Laura, William, Vincent, Clarissa, Sarah und zuletzt George – nach dieser ersten kurzen Flutwelle eigentlich nur Rinnsale waren?“ Es ist ein Paket, das den 84-Jährigen aus der Bahn wirft: Beim Ausräumen ihres neugekauften Hauses ist eine Frau auf einen Karton gestoßen, auf dem Lionels Name steht – und die darin befindlichen 25 Wachswalzen für Phonographen setzen Lionels Erinnerungen an David in Gang.
Es ist das Jahr 1916, als sich die beiden Musikstudenten in einer verrauchten Bar im ländlichen Maine kennenlernen. Die beiden freunden sich an, beginnen eine Affäre, doch dann kommt ihnen der Krieg dazwischen, und David wird eingezogen. Lange Zeit hört Lionel nichts von David, bis ihn im Sommer 1919 ein Brief seines Freundes erreicht. Darin das Angebot, gemeinsam mit ihm durch die Wälder New Englands zu ziehen, um alte Volkslieder zu sammeln und sie auf Wachszylinder aufzunehmen. „Mein Großvater hat mal gesagt, dass Glück keine Geschichte ist. Darum gibt es über diese ersten Wochen nicht viel zu sagen“, sagt Lionel in der Rückschau. Es sind die glücklichsten zwei Monate seines Lebens, doch nachdem sie am Ende dieses Sommers auseinandergehen, wird er David nicht wiedersehen. Lionel, der Töne als Farben und als Geschmack wahrnehmen kann, macht als Sänger Karriere, er schreibt drei erfolgreiche Bücher über amerikanische Folkmusik, dennoch ist seine Bilanz ernüchternd: „Diese Walze erinnerte mich an das, was ich verpasst hatte: ein Leben, von dem ich nichts wusste, von dem David aber ein Teil war. Das richtige Leben. Wie lächerlich kurz es gewesen war.“
Gerade mal 40 Seiten benötigt der US-Amerikaner Ben Shattuck, um die wohl bewegendste Liebesgeschichte des Buchjahres zu erzählen. Sanft und einfühlsam, aber auch ganz klar lässt er Lionel von seiner Zeit mit David berichten und findet so zu einer Sprache, dank der die kurze Erzählung lange nachhallt. Kein Wunder, dass „Die Geschichte des Klangs“ bereits für die Leinwand adaptiert wurde: Oliver Hermanns Film mit Paul Mescal und Josh O’Connor in den Hauptrollen hat in Cannes seine Premiere gefeiert und soll noch dieses Jahr in die Kinos kommen. Doch dass der 46-jährige Shattuck völlig zu Recht als literarische Entdeckung gefeiert wird, liegt auch an der zweiten Hälfte des Buches. Der vergangenes Jahr im Original erschienene Erzählband „The History of Sound“ umfasst zwölf Texte, und neben der titelgebenden Erzählung gibt es mit „Origin Stories“ einen Text, in dem Lionel und David vorkommen. In der deutschen Ausgabe folgt er direkt auf die Titelgeschichte, die anderen Erzählungen fehlen.
In diesem zweiten Teil geht es um Annie, die in dem von ihr gekauften Haus auf den Karton mit den Aufnahmen von Lionel und David stößt. Anders als Lionel hat sie ihre große Liebe festgehalten und die eigene wissenschaftliche Karriere für ein Leben an der Seite eines attraktiven Biologen geopfert. Während jener Henry als Dozent arbeitet, fristet sie ihr Dasein in einem Teilzeitjob, der ihr nichts bedeutet, und träumt von einem aufregenderem Leben. Annie schickt Lionel die Aufnahmen, sie besucht Davids Frau, um ihr weitere, persönliche Dinge aus dem Haus zu bringen, und auf der Rückfahrt zieht auch Annie eine Bilanz: „Sie stand im Wald, sah die Scheinwerfer ihres im Leerlauf summenden Wagens die vollkommen leere Straße beleuchten und dachte zum ersten Mal darüber nach, dass das, was sie eigentlich immer für den Anfang ihres eigentlichen Lebens gehalten hatte, möglicherweise das Ende gewesen war.“ Ist eine kurze, intensive Liebe, auf die man mit Wehmut zurückblicken kann, mehr wert als die große Erfüllung? Es ist vor allem diese Frage, die nach der Lektüre von „Die Geschichte des Klangs“ lange nachhallt.
Hanser, 2025, 104 S., 20 Euro
Aus d. Engl. v. Dirk van Gunsteren
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